S „Wir wollen keinen Zombieladen“: Warum der Kiezladen Bikefieber nach 21 Jahren schließt – AktuelleThemen.de

HomeBerlin„Wir wollen keinen Zombieladen“: Warum der Kiezladen Bikefieber nach 21 Jahren schließt „Wir wollen keinen Zombieladen“: Warum der Kiezladen Bikefieber nach 21 Jahren schließt Obwohl der Fahrradladen Bikefieber in Marienfelde gut läuft, will Inhaber Thomas Gohlke im Sommer schließen. Was bewegt ihn nach 21 erfolgreichen Jahren dazu?Jule Damaske21.04.2025 16:08 UhrDer beliebte Fahrrad-Kiezladen Bikefieber in Tempelhof-Schöneberg schließt in diesem Sommer.Britta Pedersen/dpaIn einem kleinen unscheinbaren Eckhaus in Marienfelde werden seit mehr als zehn Jahren Fahrräder verkauft. Bikefieber ist ein richtiger Kiezladen, eine Institution in der Nachbarschaft. Doch zum 1. Juli 2025 schließt der Fahrradladen in Tempelhof-Schöneberg – obwohl das Geschäft ausgesprochen gut läuft. Hier werden Räder gebaut, von der Stange verkauft und natürlich repariert.Thomas Gohlke, 64 Jahre alt, gründete den Laden im Jahr 2004. Damals befand er sich noch in der Malteserstraße. Zehn Jahre später eröffnete er den neuen Standort an der Friedrichsrodaer Straße Ecke Hanielweg gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin Ulrike John, heute 60 Jahre alt. Unterstützt werden sie von einem Azubi.Der Laden muss nicht schließen, weil es schlecht läuft. Im Gegenteil: Seit Jahren schreiben Thomas und Ulrike ausschließlich schwarze Zahlen. „Wir schaffen die Arbeit einfach nicht mehr. Wir sind nicht mehr so jung“, sagt Ulrike. Das Tagesgeschäft sei „sehr körperlich“ und anstrengend. E-Bikes sind mit einem Durchschnittsgewicht von 20 bis 25 Kilogramm besonders schwer. Tagein, tagaus schleppen sie Fahrräder herum, sind immer auf den Beinen, reden mit Leuten, schrauben, reparieren und werkeln. „Noch schaffen wir das, aber wir wollen auch nicht, dass ein Zombieladen daraus wird“, sagt Ulrike. Fahrradladen Bikefieber in Marienfelde sucht Nachfolger Die Suche nach einem Nachfolger läuft „so lala“, erzählt Ulrike, obwohl der Laden in der Nachbarschaft gut etabliert ist. „Wir wünschen uns einen guten Menschen, der den Betrieb weiterlaufen lässt und das mit Freude macht.“ Der Vermieter sei bereits damit einverstanden, dass in dem Gebäude ein Fahrradladen bleibt.„Es ist halt ein Kiezladen. Da hat man engen Kontakt zu den Menschen“, fügt sie hinzu. Zwei Interessenten haben sie schon abgesagt, der eine zu gierig, der andere unfähig. „Das ist keine halbherzige Nummer hier“, sagt Thomas. „Das kann man den Leuten nicht antun. Man muss wirklich Spaß dran haben.“Die Kundschaft habe auf die angekündigte Schließung „schön reagiert“. „Sie finden es sehr schade, weil wir mittlerweile richtig verwachsen sind mit der Gegend“, sagt Thomas. 80 Prozent seien Stammkunden, teilweise seit 20 Jahren. „Hier kommen die Kinder von den Kindern der Kinder, die ihre ersten Fahrräder bei uns gekauft haben. Wir haben teilweise die dritte Generation mit ihren Bikes ausgestattet.“Typisch Berlin: Warum eine erfolgreiche Buchhandlung nach 28 Jahren schließen mussBerlin27.09.2024„Uhren-Opa“ geht in Ruhestand: Friedrichshainer Uhrenladen schließt nach 50 JahrenFriedrichshain-Kreuzberg02.04.2025 Vom Praktikum in Kalifornien zum eigenen Fahrradladen in Berlin Doch Thomas hat nicht immer Fahrräder verkauft. Vorher arbeitete der 64-Jährige als Eventmanager, verdiente ungefähr viermal so viel wie jetzt, hatte aber auch nur halb so viel Spaß. „Am Ende hat mich das alles nicht mehr interessiert“, sagt er. Eine Reise nach Kalifornien war ausschlaggebend für den späteren Ladeninhaber.Mit einem „Fahrradfreak“ sei er an den Highways in Bikeshops unterwegs gewesen. Alles drehte sich um Räder. Der Freund vermittelte ihm sein erstes Praktikum in einem Laden in San Francisco. Schon vorher habe er leidenschaftlich für Freunde an ihren Bikes geschraubt. Auf einem Festival verkaufte er dann sein allererstes Rennrad, ein Erfolg mit Folgen: Zurück in Deutschland schloss Thomas eine Ausbildung zum Mechatroniker in der Fahrradtechnik ab – und der Rest ist Geschichte.Vor 14 Jahren baute er neben seinem Laden sogar seine eigene Fahrradmarke auf. Unter dem Namen Bikefieber stellt er Fahrräder her, baut sie zusammen und verkauft sie. Das will er auch nach der Schließung des Ladens im kleinen Rahmen weiter tun. Fahrradladen in Berlin: „60 Stunden, um Kiezladen am Laufen zu halten“ Etwa 20 Räder will Thomas im Jahr bauen. „Damit sind die Auftragsbücher auch schon voll“, sagt er. In seiner kleinen „High-End-Werkstatt“, wie er sie nennt, will er weiter schrauben und bauen – natürlich mit Gewerbeanmeldung. „Das macht Spaß, das ist meine Leidenschaft.“ Fahrräder seiner Eigenmarke kosten durchschnittlich zwischen 300 und 600 Euro. Nach oben ist preislich keine Grenze gesetzt, denn es gibt auch Modelle für 3000 bis 6000 Euro. Er berichtet von einem ganz besonderen Stück: ein Fahrrad mit Ferrarilack, 50 Stunden Handarbeit wegen der Lackierung.Trotz der Leidenschaft für das Handwerk und die Arbeit mit den Kunden kamen vor etwa einem halben Jahr bei Thomas und Ulrike die Gedanken auf, den Laden zu schließen. Die Entscheidung fiel nicht leicht. Doch ganz aufhören kann und will er nicht: „Alle meine Kunden können auch nach der Schließung noch zu mir kommen.“ Erreichbar ist er unter der Telefonnummer 030 75655618.„Man muss hier 60 Stunden am Start sein, um so einen Kiezladen am Laufen zu halten“, sagt Thomas. Seit 22 Jahren arbeite er weit über 40 Stunden die Woche, Urlaub war seitdem nur für wenige Tage am Stück möglich. „Kiezladen heißt: Man macht wirklich alles selber, und das kostet ’nen Haufen Kraft. Ein 60-Jähriger nimmt auch an keiner Olympiade mehr teil.“Frühling in Berlin: Die Fahrrad-Rowdys sind wieder da – ein WutausbruchVerkehr10.04.2025Nie wieder Lastenrad! Diese 5 Fahrrad-Typen machen uns das Leben in Berlin zur HölleStil09.03.2025 Lesen Sie mehr zum Thema BerlinTempelhof-SchönebergBauen & WohnenFahrradKalifornienMarienfelde

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert