HomePanoramaTattoos schädlicher als gedacht – Berliner sagen: „Jetzt erst recht“ Tattoos schädlicher als gedacht – Berliner sagen: „Jetzt erst recht“ Tätowierungen sind gefährlicher als bisher angenommen. Doch wie reagieren Tattoo-Fans in Berlin darauf? Wir haben uns am Alexanderplatz umgehört.Enno Kramer15.04.2025 14:59 UhrWer hat Angst vor der schwarzen Farbe? Vor allem zwei Krebsarten sollen durch Tattoos begünstigt werden.Sebastian Willnow/dpaBerlin ist die deutsche Tattoo-Hauptstadt. Nirgendwo sonst gibt es so viele Tattoostudios auf einem Fleck wie hier. Ganze 172 Studios zählt Berlin derzeit und liegt damit rund 70 Studios vor dem Zweitplatzierten Hamburg, gefolgt von München, Köln und Stuttgart. Und auch auf den Straßen der Hauptstadt sieht man je nach Bezirk überproportional viele Tattoos auf Armen, Beinen, Händen und an Hälsen. Doch tun sich die Berlinerinnen und Berliner mit ihrer Körperbemalung einen Gefallen?Immer wieder wird über die Schädlichkeit von Tätowierungen diskutiert. Mal ist es die Hygiene, die in dem einen oder anderen Studio zu wünschen übrig lässt – zu selten schaut das Gesundheitsamt vorbei, wie ein Besuch in Deutschlands erster Tattooschule zeigte. Mal ist die Diskussion grundsätzlicherer Natur: Wie Forscher der Universität Süddänemark (SDU) in einer Zwillingsstudie herausfanden, erhöhen Tätowierungen das Risiko, an Krebs zu erkranken. Berliner nach zweiter Krebserkrankung: „Jetzt erst recht!“ Demnach erkrankten von insgesamt 2360 untersuchten dänischen Zwillingspaaren, die zwischen 1960 und 1996 geboren wurden, die tätowierten Probanden messbar häufiger an Hautkrebs (1,6-mal häufiger) und Lymphdrüsenkrebs (1,3-mal häufiger). Der Zusammenhang zwischen Krebs und Tätowierungen war besonders deutlich, wenn die Körperzeichnung eine bestimmte Größe überschritt. So erkrankten Personen, deren Tätowierung mindestens handtellergroß war, zwei- bis dreimal häufiger.Auch wie lange die Farben schon auf oder in der Haut waren, scheint eine Rolle zu spielen. Je länger ein Tattoo gestochen war, desto häufiger traten Lymphome auf. „Das deutet darauf hin, dass sich umso mehr Farbe in den Lymphknoten ansammelt, je größer das Tattoo ist und je länger es besteht“, erklärt Studienleiter Bedsted Clemmensen.Wie genau Tattoofarben die Zellen der Haut und der Lymphknoten schädigen, geht aus der Studie nicht hervor. Allerdings halten die dänischen Forscher einen Zusammenhang zwischen Tätowierungen und bestimmten Krebsarten für sehr wahrscheinlich. Vor allem die Tatsache, dass Farbpartikel von der sogenannten Lederhaut ins Blut gelangen, berge gesundheitliche Gefahren. Doch wie reagieren die Berlinerinnen und Berliner auf die Ergebnisse?Die erste anerkannte Tattoo-Schule Deutschlands gibt es in Berlin-CharlottenburgBerlin14.11.2023Schlank mit Ozempic? Danke, aber da haben wir etwas BesseresBerlingestern„Ich hatte in meinem Leben zweimal Krebs – einmal im Darm und einmal an den Lymphdrüsen. Erst danach habe ich mit meinen Tattoos angefangen“, erzählt Joachim unbeeindruckt. Er lässt sich ausschließlich in Argentinien tätowieren. Angst vor schädlichen Tattoos hat er nicht. Im Gegenteil: „Als ich wieder gesund war, dachte ich: Jetzt erst recht!“ Er betont allerdings, dass er im Gegensatz zu vielen anderen bunten Tattoos auf seinen Armen keine Acrylfarben, sondern ausschließlich Naturfarben verwendet hat. Das sei verträglicher.Auch Corinna und Dominik, deren Arme nur wenig Haut, dafür aber viele Tattoos zeigen, lassen sich von der neuen Studie aus Dänemark nicht abschrecken. „Mich persönlich stören solche Untersuchungen nicht. Das Einzige, was mich nervt, ist meine Mutter, die mich immer darauf aufmerksam macht, wie krebserregend das Zeug doch sei“, meint Dominik. Auch seine Freundin kümmern die Zwillinge aus Dänemark herzlich wenig: „Mir ist das egal, muss ich sagen.“Kein Tattoo, keine Option: Joachim (l.), Corinna und Dominik sowie Kai (r.) schreckt die Studie nicht ab.Enno KramerWirklich überraschend ist die fehlende Angst vor möglichen gesundheitlichen Problemen nicht. So erklären einige Passanten, dass sie sich bereits beim Tätowieren bewusst waren, mit welchen gesundheitlichen Risiken insbesondere farbige Tattoos einhergehen. Eine junge Frau mit bunten Motiven an Hals und Händen erklärt, dass sie im Studio stets darauf achtet, welche Farben verwendet werden. Man könne hier nicht alles richtig, aber vieles falsch machen, so die gelernte Pigmentiererin, die sich sowohl beruflich als auch in ihrer Freizeit mit dem Thema beschäftigt.Apropos falsch machen: Nur wenige tätowierte Deutsche bereuen ihre Tattoos. Das geht aus einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Appinio aus dem Jahr 2019 hervor. Demnach gaben zwar einerseits 13 Prozent zu, ihre dauerhafte Körperbemalung zu bereuen, andererseits sagten aber 74 Prozent, dass sie ihre Tattoos nach wie vor mögen. So auch Kai, der mit einer Zigarette in der Hand von seinem schwarz-roten Tattoo auf dem rechten Unterarm erzählt. Dass Tätowierungen mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht werden, habe er schon oft gehört, aber auch ihm ist das egal: „Es gibt so viele Dinge, die krebserregend sind. Tattoos sind da noch das kleinste Laster“, lacht er und zieht an seinem Glimmstängel. Lesen Sie mehr zum Thema PanoramaGesundheitBerlinAlexanderplatzDänemarkGesundheit & WohlbefindenKölnMünchenHamburgStuttgart

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