HomeGesundheitSenile Bettflucht: Bin ich krank, wenn ich morgens im Dunkeln joggen gehe? Senile Bettflucht: Bin ich krank, wenn ich morgens im Dunkeln joggen gehe? Der Schlaf ändert sich mit dem Alter. Der leichte Schlaf nimmt zu, Betroffene wachen früh auf. Wann macht das krank? Und hilft ein Nickerchen im Büro?Christian Schwager23.10.2024 11:59 UhrEin Mann joggt in der Dämmerung durch unwegsames Gelände.Tetra Images/imagoEs ist schon wieder passiert. Ich habe mir selbst eine Diagnose gestellt – senile Bettflucht. Und das kam so: Ich war morgens um 5.30 Uhr joggen. Es hat sich so ergeben. Ich wurde wach, es blieb noch Zeit bis zum Start in den Arbeitstag, also los. Zwar vergegenwärtigte mir ein Blick aus dem Fenster, was mich die Lebenserfahrung zum Thema Herbst hätte lehren müssen: dass draußen tiefe Finsternis herrschte. Doch wozu gab es Straßenlaternen? Und wozu hatte ich mir eine Stirnlampe zugelegt?Das gefühlte Alleinstellungsmerkmal, schon auf dem Posten zu sein, wenn alle anderen noch schlafen, löste sich in eine Illusion auf, als ich sah, wie viele Autos unterwegs waren. Ich hielt mir zugute, dass ich Extremsport trieb, von der Uhrzeit her. Die Kälte redete ich mir beim Trimmtrab zum nahe gelegenen Park als herrlich erfrischend ein.Dort angekommen, legte ich ein strammes Tempo vor, um möglichen Attentätern zu entwischen, bevor sie aus der düsteren Deckung des dichten Buschwerks hätten hervorbrechen können. Die Stirnlampe zauberte hüpfende helle Punkte in die Finsternis vor mir, die ich für einen Weg hielt. Als ich zum dritten Mal über eine Wurzel stolperte, wich das Gefühl, etwas Großes zu leisten, dem Verdacht, nicht ganz bei Verstand zu sein. Ich steuerte die nächste Lichtquelle in der Hoffnung an, es würde sich um einen Parkausgang handeln – und joggte schließlich nach Hause. Das war noch mal gutgegangen. Doch wie hatte ich auf eine derart halsbrecherische Idee kommen können?Berliner Zeitung/Paulus PonizakHypochonder-GlosseChristian Schwager ist Redakteur für Gesundheit und schreibt alle zwei Wochen an dieser Stelle über seine eingebildeten Krankheiten.Ich ging ins Internet, tippte in eine Suchmaschine die Frage „Bin ich krank, wenn ich sehr früh wach werde?“ und erhielt von der Seite einer HNO-Klinik die Diagnose senile Bettflucht. Allerdings mit dem Hinweis, dass dieser Begriff in der Chronobiologie nicht gebräuchlich sei. Vielmehr änderten sich im Lauf des Lebens die Schlafgewohnheiten auf natürliche Weise. Betagte Menschen hätten einen leichteren Schlaf. „Der Tiefschlaf nimmt ab, die Leichtschlafphasen werden länger. Das kann zu einem häufigeren Erwachen und längerem Wachliegen führen.“So weit schien mit mir alles in Ordnung zu sein, hätte nicht eine meiner wichtigsten Quellen beunruhigende Informationen für mich bereitgehalten: Die Apotheken-Umschau schrieb, wesentlich weniger Schlaf schade der seelischen Gesundheit und beeinträchtige meine geistigen Fähigkeiten. Zur Vorbeugung empfahl das Pflichtblatt der deutschen Placebo-Junkies seinen redaktionellen Schlaf-Newsletter. Für dessen Bezug sollte ich meine Kontaktdaten hinterlegen. Ich dachte ja nicht daran. Schließlich wusste ich, was drinstehen würde: abends nicht bis in die Puppen vor der Flimmerkiste hängen, kein Alkohol, kein Stress. Und vor allem in Wachphasen mehr bewegen. Hallo!? Was tat ich da wohl, wenn ich vor Sonnenaufgang joggte?Warum werden meine Haare so schnell fettig und was kann ich dagegen tun?Gesundheit09.10.2024TikTok-Trend Cortisol-Face: Lässt Stress das Gesicht zum Ballon werden?Gesundheit25.09.2024Ein Hersteller von Federkernmatratzen gab mir kurz darauf den konstruktiven Tipp, etwaigen Schlafmangel, hervorgerufen durch unruhige Nächte, mit einem Nickerchen am Tag auszugleichen. Powernapping war der Fachbegriff, den ich auch auf der Internetseite einer Krankenkasse fand. Sie nannte mir 13 Uhr als besten Zeitpunkt dafür. Zehn Minuten sollte ich veranschlagen. So lange würde ich mich unbemerkt auf die Bürotoilette verdrücken können. Blieb das Problem mit der Bettflucht.Vertrauensvoll wandte ich mich an ein Forum namens SchlaueAntwort.net oder so ähnlich, wo mir jemand vorschlug, angeln zu gehen, falls um 5 Uhr morgens nichts anderes anliegen würde. Bei mir im Park gibt es einen Ententeich. Ich denke mal drüber nach. Lesen Sie mehr zum Thema Gesundheit