S Russland und die „Niederlage“: Vom Wahnsinn eines falschen Politikziels – AktuelleThemen.de

HomeRussland und die „Niederlage“: Vom Wahnsinn eines falschen Politikziels Russland und die „Niederlage“: Vom Wahnsinn eines falschen Politikziels Deutsche Politiker fordern eine russische Niederlage, deutsche Historiker träumen von der Zerschlagung des russischen Staats. Beides nicht zum ersten Mal.Udo Norden09.02.2025 16:56 UhrUkrainische Soldaten setzen den von Deutschland gelieferten Panzer zur Abwehr von feindlichen Drohnen, Flugzeugen oder Hubschraubern ein.Kay Nietfeld/dpaIn einer Rede am 4. Dezember vergangenen Jahres hat der CDU-Spitzenkandidat Friedrich Merz ein Kernziel seiner Politik als Bundeskanzler benannt: „Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen, Russland muss ihn verlieren. Das ist im nationalen und europäischen Interesse.“Merz ist nicht der erste, der von einem militärischen Sieg über Russland träumt. „Das Riesenreich im Osten ist reif zum Zusammenbruch“, schrieb ein künftiger deutscher Kanzler 1924, neun Jahre vor seinem Amtsantritt. Und er fügte hinzu, das Ende des Regimes in Moskau werde auch „das Ende Russlands als Staat“ sein. Dieser Staat sei „dem Untergang geweiht“.Der genannte Kanzler nutzte die vier Jahre ab 1941, um die Probe aufs Exempel zu machen. Am Ende erschoss er sich in einem Bunker unweit des Brandenburger Tors. Der Mann hieß Adolf Hitler. Schon Marx irrte: Russland ist kein „Völkergefängnis“ Seither haben sich die Verhältnisse grundlegend geändert. Das Deutsche Reich ist untergegangen. Es geht heute auch nicht mehr um „Lebensraum“, sondern um Raum für Ideologie. Versucht wird der Export des angelsächsischen Liberalismus nach Osten. Dabei weckt die Zukunftsfähigkeit dieses Exportartikels schon in Europa mehr und mehr Zweifel. Nach drei Jahren Krieg in der Ukraine sieht es nicht so aus, als ob der Export westlicher Politikmodelle und westlicher Waffen dort stabilere Ergebnisse zeitigen wird als zuvor in Vietnam, im Irak, in Libyen oder in Afghanistan. Missionarischer Eifer bringt in der Weltpolitik nichts Konstruktives hervor, sondern nur noch Zerstörung.Der Wunsch, der Westen müsse Russland in der Ukraine eine Niederlage beibringen, ist nicht auf den CDU-Kandidaten begrenzt. Auch der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Nils Schmid, der auf das Amt des Außenministers in einer schwarz-roten Koalition hoffen darf, postuliert: „Präsident Putin und sein Regime müssen diesen Krieg verlieren“. Sozialdemokraten und Union waren schon mal leichter zu unterscheiden.Offen bleibt, was konkret mit „Niederlage“ gemeint ist. Wenn Millionen russischstämmiger Bewohner der Krim und des Donbass vor der ukrainischen Armee nach Russland flüchten? Oder wenn rivalisierende russische Warlords in den Ruinen russischer Städte um den Zugriff auf Atomwaffen kämpfen?Jeffrey Sachs: „Baerbock war im Grunde Kriegsministerin, keine Diplomatin“Geopolitik03.02.2025Russland: Gründer des Donbass-Bataillons Arbat bei Explosion getötetAusland03.02.2025Strategen zwischen Kiew und Washington, die davon träumen, Russland zu zerlegen, hantieren mit dem Zauberwort „Dekolonialisierung“. Dabei wird ein Begriff westlicher Kolonialgeschichte schematisch auf die russischen Verhältnisse übertragen. Mit diesem Taschenspielertrick machen deutsche Osteuropa-Historiker wie Franziska Davies Teile des historischen Russlands zu „vom russischen Kolonialismus betroffenen Ländern“.Auf die Weise wird das multiethnische Russland zum Zerrbild eines russischen „Völkergefängnisses“ – mit dem Begriff hat schon Karl Marx die russische Realität verkannt. Der Historiker Gerd Koenen, einst einer der Chefideologen des ultralinken Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW), verlangte kürzlich in der FAZ, Russland müsse durch eine Niederlage „zur Besinnung gebracht“ werden. Koenen wörtlich: „Dann könnte es sich endlich auf sich selbst konzentrieren“. Die Perspektive hinter dem vernebelten Begriff „Besinnung“ ist der „antikoloniale“ Kampf ethnischer Nationalisten und Separatisten um die Macht – ein Blutbad um die Bombe. Ein Sieg wäre das für niemanden.Udo Norden ist Historiker und Politologe. Er beschäftigt sich vor allem mit den postsowjetischen Ländern und mit Westafrika.

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