S Reformer, Erzkonservativer oder „Trump-Fan“: Nächster Papst wird Richtungsentscheidung für Katholiken bringen – AktuelleThemen.de

HomeInternationalesReformer, Erzkonservativer oder „Trump-Fan“: Nächster Papst wird Richtungsentscheidung für Katholiken bringen Reformer, Erzkonservativer oder „Trump-Fan“: Nächster Papst wird Richtungsentscheidung für Katholiken bringen Nach dem Tod von Franziskus beginnt nun die Spekulation, wer der nächste Papst werden dürfte. Es gibt Erzkonservative auf der Favoritenliste, darunter aus Deutschland. Die Analyse.Lukas Moser21.04.2025 21:33 UhrPapst Franziskus ist am Ostermontag gestorben.Evandro Inetti/ZUMA Wire/dpaDezentralisierung, Transparenz, Aufklärung. In vielen Punkten wurde dem verstorbenen Papst Franziskus auch von Kritikern ein Reformwille zugestanden. Mit seinem Ableben am Ostermontag steht die katholische Kirche am Scheideweg, besonders konservative Kräfte von außerhalb Europas könnten die Entfremdung zwischen Kirche und der Bevölkerung am „alten Kontinent“ endgültig auf die Spitze treiben.Schon seit Jahren wurde die Diskussion um die Nachfolge von Papst Franziskus geführt. Ein immer wieder ins Treffen geführter Rücktritt des Pontifex, aber insbesondere der sich stetig verschlechterte Gesundheitszustand des gebürtigen Argentiniers ließen Würdenträger, Gläubige und Medien immer wieder über den kommenden 267. Papst spekulieren. Konklave als Gremium der Überraschungen Die Wahl des Oberhaupts von rund 1,4 Milliarden Katholiken läuft anders ab als etwa die Wahl von Kandidaten zum Bundestag. Es gibt keinen Wahlkampf, keine klaren Programme – ja nicht einmal offiziell antretende Kandidaten. Denn das Konklave – die Zusammenkunft aller wahlberechtigten Kardinäle nach Tod oder Rücktritt eines Papstes – kann theoretisch jeden getauften männlichen Katholiken zum neuen Pontifex wählen. Seit dem 14. Jahrhundert kam jedoch jeder Papst aus den Reihen der Kardinäle, und das wird auch diesmal so sein.Unter ihnen gibt es sogenannte Papabili, also „papstfähige“ Kardinäle. Sie sollen die besten Chancen haben, die meisten Stimmen der wahlberechtigten Kardinäle auf sich zu vereinen. In Rom gilt jedoch der Spruch „Chi va Papa al conclave, esce cardinale“, also: „Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus.“ Er beschreibt das Faktum, dass nicht selten Favoriten vor und während des Konklaves genannt wurden, von denen am Ende niemand der neue Papst wurde. Mitunter wurden Namen als Papabili sogar gezielt von Gegnern lanciert, um deren Chancen zu mindern.Testament veröffentlicht: Papst Franziskus hatte nur einen letzten WunschNewsgesternPapst Franziskus: Donald Trump und First Lady Melania reisen zur Beisetzung nach RomNews•gestern Franziskus verschob Machtzentrum weg von Europa Als gewissermaßen logischer Nachfolgekandidat gilt Pietro Parolin. Er wurde 2013 von Franziskus zum Kardinalstaatssekretär ernannt, galt als dessen Vertrauter und fungierte als höchster Kurienkardinal quasi als Stellvertreter des verstorbenen Papstes. Auch inhaltlich war er in den allermeisten Fragen auf Linie mit Franziskus. So dürfte er dessen Weg weiterführen, wenngleich etwas gemäßigter und unaufgeregter. Der 1955 im Veneto geborene Italiener kann auf die Unterstützung von Freunden eines progressiven Kurses setzen. Darüber hinaus dürfte ihm sein Image als pragmatischer Stratege und geschickter Diplomat in Zeiten geopolitisch unruhiger Zeiten zugutekommen.Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Vatikans, hält eine Rede auf dem UN-Klimagipfel COP28.Rafiq Maqbool/APSeine Herkunft könnte hingegen Fluch und Segen zugleich sein: Zwar stammen die meisten stimmberechtigten Kardinäle noch immer aus Italien, ihre Zahl schrumpfte jedoch seit 2013 von 28 auf 17. Darüber hinaus haben die europäischen Kardinäle gesamt gesehen keine Mehrheit mehr im Kollegium. 2013 waren von den 117 Kardinälen noch 61 Europäer, nun sind es nur noch 53 von insgesamt 135 stimmberechtigten Kardinälen. Als ältester Kardinalbischof, der die Altersgrenze von 80 Jahren noch nicht überschritten hat, wird Parolin das Konklave leiten. Papstamt statt Hamas-Geiselhaft? Ähnlich gute Chancen auf das Papstamt werden Pierbattista Pizzaballa, dem Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, nachgesagt. Seine Wahl wäre in Zeiten des Krieges in Nahost ein besonderes Zeichen, denn er gilt unter den verschiedenen christlichen Konfessionen im Heiligen Land sowie unter gemäßigten Juden und Muslimen vor Ort als angesehen. Mit Pragmatismus und diplomatischem Geschick bewies er sein Können, darüber hinaus erinnert seine offene und legere Art an Franziskus. So kennt man Pizzaballa beinahe in der gesamten Jerusalemer Altstadt mehr oder minder persönlich, durch dessen Gassen er nicht selten ohne Allüren spazierend gesehen wird. Für Aufsehen sorgte das Angebot des Patriarchen, sich als Austauschperson in die Fänge der Hamas zu begeben, wenn dafür entführte Kinder freikommen würden. Darüber hinaus besuchte er vor knapp einem Jahr für vier Tage in einem symbolträchtigen Akt den Gazastreifen. Die Wahl des 60-Jährigen wäre auch ein Zeichen der Kontinuität im Sinne eines intendiert längeren Pontifikats. Für dessen Herkunft – er wurde in der Lombardei geboren – gilt Ähnliches wie für Paroli.Der amtierende Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista PizzaballaPool Reuters via APEin weiterer Italiener mit guten Chancen ist Matteo Maria Zuppi, Erzbischof von Bologna und deklarierter Franziskus-Verbündeter. Er gilt als mächtig, ist er doch seit 2022 Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz. Darüber hinaus bekleidet er derzeit auch das Amt als Sondergesandter des Papstes für Frieden in der Ukraine.Papst Franziskus: Vatikan gibt Details zur Todesursache bekanntNews•gesternNachfolger von Papst Franziskus: Berliner Katholiken wollen „keinen Deutschen, wenn es geht“Berlingestern Erzkonservative aus Afrika Einen wohl deutlichen Bruch mit dem von Franziskus eingeschlagenen Kurs würde die Wahl der zwei Favoriten aus Afrika bedeuten. Der emeritierte Kurienkardinal Robert Sarah aus Guinea galt schon 2013 als Geheimfavorit, mit Franziskus wurde es ein inhaltlich komplett konträrer Protagonist. Sarah gilt als scharfer Kritiker der Segnung von homosexuellen Gläubigen und auch in anderen Fragen der Sexualmoral als äußerst konservativ. Der Afrikaner wird allerdings im Juni 80 Jahre alt, weshalb ein anderer Mann aus Afrika als Favorit der dortigen Konservativen gilt: Kardinal Fridolin Ambongo Besungu. Der in der Demokratischen Republik Kongo geborene Erzbischof von Kinshasa ist Vorsitzender des gesamtafrikanischen Bischofsrats und setzte als solcher Papst Franziskus so unter Druck, dass dieser in der Erklärung für die Segnung Homosexueller eine Ausnahmeregelung für den afrikanischen Kontinent erlassen musste – Grund dafür war der heftige Widerstand des erzkonservativen Ambongo Besungus in Fragen der Sexualmoral.Fridolin Ambongo BesunguHardy BOPE/AFP Deutscher „Trump-Fan“ als Papst? Mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller ist auch ein Deutscher unter den Papabili. Der emeritierte Präfekt der Glaubenskongregation gilt als konservativ, zuletzt sorgte er mit positiven Aussagen zu US-Präsident Donald Trump für Aufsehen – auch innerhalb der Mauern des Vatikans. Kritiker bezeichnen ihn sogar als „offenen Trump-Fan“. Nachdem er 2017 von Franziskus als Präfekt nicht verlängert wurde, bekleidet er seit 2021 das Amt des Geistlichen Richters an der Apostolischen Signatur.Kardinal Gerhard Ludwig MüllerOliver Weiken/dpa Ein Bürgerkriegs-Papst? Der erste Papst aus Asien könnte mit Luis Antonio Tagle der ehemalige Erzbischof von Manila werden. Er galt bereits 2013 als großer Favorit, obwohl er mit damals 55 Jahren als zweitjüngster Kardinal ins Konklave ging. In vielen Fragen der Sexualmoral verfolgt Tagle eine konservative Linie, wenngleich er sich als Vertreter einer Kirche der Armen – ganz im Sinne von Franziskus – engagiert.Als zweiter aussichtsreicher Kandidat aus Asien gilt Charles Maung Bo, der Erzbischof von Yangon. Ein Papst aus einem Bürgerkriegsland wäre in Zeiten wie diesen zweifelsfrei ein Zeichen. Seit 2019 fungiert er als Präsident der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen, weshalb er als gut vernetzt und chancenreich gilt.Franziskus, Brics, der Osten: Der erste Papst, dem auch Atheisten einiges abgewinnen konntenPolitikgesternWie ich mal fast den Papst zur Audienz traf – und welcher Moment bis heute nachhalltPanoramagesternKardinal Luis TagleAlessandra Tarantino/dpa Missbrauchsvorwürfe gegen Papstkandidaten Darüber hinaus fällt in Rom immer wieder auch der Name von Peter Erdö, dem Erzbischof von Esztergom-Budapest. Gegen ihn erstattete die internationale Missbrauchsopfer-Vereinigung SNAP erst vor knapp einem Monat Anzeige, weshalb seine Chancen wohl bedeutend geschwunden sind. Zumindest zuvor wurden dem langjährigen Präsidenten des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen wegen dessen hervorragender Vernetzung gute Chancen von Franziskus-Gegnern eingeräumt. Des Weiteren auf Stimmen von Reform-Gegnern hoffen darf auch Kardinal Wim Eijk, Erzbischof von Utrecht, der mit Frontalkritik an Franziskus Bekanntheit erlangte. Im ähnlichen Becken fischt auch der konservative Erzbischof von Colombo, Malcolm Ranjith.Auf der anderen Seite werden dem bisher eher profillosen Reformer Jean-Marc Aveline, Erzbischof von Marseille, Chancen gegeben, wie auch dem Erzbischof von Luxemburg, Jean-Claude Hollerich, der bis 2023 Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft war und daher auch als gut vernetzt gilt. Progressive hoffen zudem auf Mario Grech, den Malteser Generalsekretär der Bischofssynode, sowie auf Franziskus’ Landsmann Manuel Fernandez, der als Leiter der Glaubensbehörde das umstrittene Papier für die Segnung Homosexueller verfasste.Papst Franziskus (r.) hält neben Kardinal Jean-Marc Aveline eine Rede bei einem privaten Treffen mit Menschen in wirtschaftlicher Not im Haus der Missionare der Nächstenliebe.Yara Nardi/Reuters/dpa Richtungsentscheidung Als vermeintlich adäquater Kompromisskandidat gilt der Bischof von Stockholm, Kardinal Anders Arborelius. Der erste schwedische Kardinal wuchs als Lutheraner auf und konvertierte erst als junger Erwachsener zum Katholizismus.Die Entscheidung für einen neuen Papst wird eine wegweisende Richtungsentscheidung und die Zukunft des Katholizismus – besonders in Europa – mitentscheiden. Die Herkunft des entsprechenden Kandidaten wird dabei eine so große Rolle spielen wie wohl noch nie zuvor.Haben Sie Feedback? 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