S Papst Franziskus ist tot – was passiert bis zu dem Konklave? – AktuelleThemen.de

GlaubeGlobal Papst Franziskus ist tot – was passiert bis zu dem Konklave? Christoph Strack22.04.202522. April 2025Wenige Dinge sind in der katholischen Kirche so sorgfältig geregelt wie die Zeit zwischen zwei Päpsten. Die sogenannte Sedisvakanz besteht aus drei Etappen.https://p.dw.com/p/4tO60Die Hände, der Rosenkranz – der verstorbene Papst Franziskus ist in der Kapelle von Casa Santa Marta aufgebahrtBild: Simone Risoluti/Vatican Media/Handout via REUTERSAnzeigeNiemand regiert – und alles ist geregelt. Es ist die Zeit des leeren Stuhls (lateinisch: Sedisvakanz), niemand sitzt auf dem Papstthron. Doch der weitere Ablauf in den nächsten Tagen steht schon genau fest. So lässt sich die Zeit des Übergangs in der katholischen Kirche zusammenfassen, die mit dem Tod eines Papstes beginnt und mit der Wahl eines neuen Kirchenoberhaupts endet. Letztlich folgen in dieser Zeit drei Abschnitte nacheinander: Die Tage bis zur Beisetzung des verstorbenen Papstes, dann eine weitere Phase der Trauer und der Vorbereitungen der Kardinäle für das Konklave, schließlich das Konklave selbst. Trauer und Abschied vom verstorbenen Papst Bald nach dem Ableben des Papstes beginnt das sogenannte Novendiale, neun Tage mit täglichen feierlichen Totenmessen im Petersdom.Das letzte Bild für die Gläubigen: Papst Franziskus am Ostersonntag auf der Loggia des PetersdomsBild: Tiziana Fabi/AFP/Getty Images Es ist kirchlich eine eigene Zeit. Zu all dem gehören viele kleine Zeichen von hoher Symbolik. Seit Montag prangt auf Urkunden des Vatikan nicht mehr das Emblem des Heiligen Stuhls, sondern ein eigenes Sedisvakanz-Wappen. Es zeigt die gekreuzten Petrusschlüssel unter einem geöffneten Schirm. Dieses Symbol erscheint bis zur Wahl eines neuen Papstes auch im Kopf der Vatikanzeitung Osservatore Romano. Nach sechs Tagen sollte die Beisetzung des verstorbenen Papstes erfolgt sein, Franziskus wird am Samstag beerdigt. Dieser Zeitrahmen galt auch bei Johannes Paul II. im Jahr 2005, auch nach dem Tod von Paul VI. und Johannes Paul I. im August beziehungsweise Ende September 1978. Bei den Vorgängern war man sogar schneller. Johannes XXIII. wurde 1963 binnen drei Tagen bestattet, Pius XII. 1958 binnen vier Tagen. In der Zeit bis zur Beisetzung gibt es auch Gelegenheit für die Gläubigen, sich im Petersdom vom verstorbenen Papst zu verabschieden. Franziskus ist allerdings der erste Papst nach knapp 150 Jahren, der nicht in diesem Gotteshaus seine letzte Ruhestätte hat.Herzenswunsch: Franziskus wird in der Basilika Santa Maria Maggiore bestattetBild: Eric Vandeville/ABACAPRESS.COM/IMAGO Er wird der unweit des römischen Hauptbahnhofs gelegenen Kirche Santa Maria Maggiore, der wichtigsten Marienkirche der Stadt und seiner Herzenskirche, in einem schlichten Grab beigesetzt. Das legte er in seinem am Montag veröffentlichten Testament fest. Davon berichtete Franziskus auch schon in seiner im Januar 2025 veröffentlichten Autobiographie „Hoffe“ und in einigen Interviews der vergangenen beiden Jahre. Meinungsbild der Kardinäle. Und Lagerbildung vor Konklave Schon vor der Beisetzung beginnen die Zusammenkünfte der Kardinäle, die auf das Konklave hinführen. An dieser Reihe der sogenannten Generalkongregationen vor und nach dem Tag der Beisetzung dürfen nicht nur die Kardinäle unter 80 Jahren, die zur Papstwahl berechtigt sind (derzeit 135), teilnehmen, sondern alle Kardinäle der Weltkirche (derzeit 252). Dafür hat sich in jüngerer Zeit der Begriff „Vor-Konklave“ etabliert. Dieser Austausch ist wichtig, weil sich die 135 Kardinäle aus 71 Ländern längst nicht alle kennen, auch nicht in ihren kirchenpolitischen Standpunkten.Warten auf die Wahl des neuen Papstes: vor dem KonklaveBild: picture-alliance/dpa Diese Generalkongregationen tagen in der vatikanischen Synodenaula. An den Sitzungen müssen die zur Papst-Wahl berechtigten Kardinäle teilnehmen, sobald sie in Rom eingetroffen sind. Im Nachgang der Wahl von Franziskus am 13. März 2013 wurde die Bedeutung dieser Beratungen deutlich – weil es eine sehr offene Aussprache war. Und weil der damalige Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, in einer offensichtlich spektakulären Ansprache den Zustand von Kirche und Glauben ansprach – und sich damit bewusst oder unbewusst zum Kandidaten machte.  Die Kardinäle beraten jedoch längst nicht nur in dieser einen großen Versammlung oder in informellen Gesprächen am Rande dieser Sitzungen. Das machte Papst Franziskus in seiner Autobiographie deutlich. Damals habe ihn in den Tagen vor dem Beginn des Konklave ein Erzbischof in seinem Quartier in der römischen Innenstadt aufgesucht und mit ihm über Namen, die gehandelt wurden, gesprochen. Ein Gespräch, das ihm „unbehaglich war“, so Franziskus.Die Beisetzungsfeierlichkeiten laufen (hier von Papst Johannes Paul II.) – doch längst stellt sich die Frage nach dem NachfolgerBild: Patrick Hertzog/AFP/Getty Images Klar ist jedenfalls: Wenn man mit Blick auf das Kardinalskollegium von Seilschaften oder Strippenziehern spricht, sind diese nicht auf der großen Bühne zu verorten. Sie können sich an Sprachgruppen oder kontinentaler Verbundenheit festmachen, eher aber an der jeweiligen eher offenen oder reaktionären kirchenpolitischen Ausrichtung. Konklave: Abschottung der Kardinäle und Wahl mit weißem Rauch Mindestens 15 und spätestens 20 Tage nach dem Tod des Papstes müssen die wahlberechtigten Kardinäle ins Konklave einziehen. Sie logieren in der Casa Santa Marta, dem vatikanischen Gästehaus, in dem auch Franziskus als Papst wohnte – ohne Handys, ohne Computer, ohne Zeitungen. Am Vormittag gibt es dann noch eine Messfeier „zur Erwählung des Bischofs von Rom“ im Petersdom. Am Nachmittag ziehen die Geistlichen dann in die Sixtinische Kapelle, in der sie auch wählen.  Johannes Paul II. hat in einer sogenannten Apostolischen Konstitution 1996 den gesamten Ablauf von Konklave und Papst-Wahl genau beschrieben. „Kein anderes Dokument in der Papst-Geschichte ist im Hinblick auf die Sedisvakanz derart akribisch und ausführlich“, sagt der Kirchenhistoriker und Papst-Experte Jörg Ernesti der DW. Und dann wird gewählt.Jörg Ernesti, Priester und Kirchenhistoriker an der Universität AugsburgBild: Nicolal Kaestner Noch am Todestag von Franziskus formulierten einige Kommentatoren die Erwartung, es gebe ein „langes Konklave“. Was das heißt? Im 20. Jahrhundert dauerten die Konklave zwischen zwei und fünf Tagen. Die beiden Konklave von 2005 und 2013 dauerten nur 26 und 27 Stunden. Sie gelten als zwei der kürzesten Konklave der Geschichte. Schon wegen der größeren Zahl der Teilnehmenden könnte es nun etwas länger dauern. Ernesti verweist mit Blick auf ein ausgesprochen langes Konklave auf die Runde der Kardinäle, die 1800 Papst Pius VII. wählten. Sie kamen am 1. Dezember 1799 zusammen und gingen erst am 14. März 1800 auseinander. Nach 1831 gab es kein Konklave mehr, das länger als sechs oder sieben Tage dauerte. Nach jedem erfolglosen Wahlgang werden die Wahlzettel in einem speziellen Ofen mit nassem Stroh und Öl oder Pech verbrannt. Der schwarze Rauch, der durch den Schornstein der Sixtinischen Kapelle aufsteigt, bedeutet, dass es noch keinen neuen Papst gibt. Ist ein neuer Papst gefunden, wird den Wahlzetteln Flachs beigemischt, durch den sich der Rauch weiß färbt.Erwartetes Symbol der erfolgreichen Wahl: der weiße RauchBild: Alberto Lingria/picture alliance/Pressefoto Ulmer Ein Problem haben die heutigen Kardinäle jedenfalls nicht mehr: rechtzeitig zum Konklave anreisen zu können. Die Welt ist so zusammengerückt, dass auch die Purpurträger vom anderen Ende der Welt binnen Tagen in Rom sein werden. Das war lange anders. 1875 ernannte der 83-jährige Papst Pius IX. den damaligen Erzbischof von New York, John McCloskey (1810-1885), zum Kardinal. Es war – eine Sensation – der erste Kardinal aus der sogenannten Neuen Welt, der erste Nicht-Europäer. Nach dem Tod von Pius IX. machte sich McCloskey auf den langen Weg der Schiffspassage nach Rom. Als er dort nach zwei Wochen eintraf, war der neue Papst Leo XIII. bereits gewählt. Schicken Sie uns Ihr Feedback!Ihr FeedbackAnzeige

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