HomeUkraineNeuer Gas-Rekord: TurkStream liefert jetzt doppelt so viel wie einst Ukraine-Route Neuer Gas-Rekord: TurkStream liefert jetzt doppelt so viel wie einst Ukraine-Route Laut Entsog-Daten kamen im April rund 100 Millionen Kubikmeter pro Tag über TurkStream nach Europa. Uniper und Sefe wollen keine Wiederaufnahme der Importe.Lukas Kuite15.04.2025 15:43 UhrIm südrussischen Krasnodar geht das Gas in die TurkStream-Pipeline und wird von dort aus nach Bulgarien oder über Griechenland nach Italien geliefert.www.imago-images.deSeitdem der russische Gastransit über die Ukraine nicht zum Jahreswechsel verlängert wurde, nehmen russische Gaslieferungen nach Europa über die Schwarzmeerpipeline TurkStream ununterbrochen zu. Das zeigen Daten des Verbandes europäischer Fernleitungsnetzbetreiber für Gas (Entsog).In der ersten Aprilwoche flossen insgesamt knapp 700 Millionen Kubikmeter russisches Erdgas über die Türkei nach Bulgarien und weiter nach Osteuropa oder über Griechenland nach Italien, zeigt eine Berechnung der Berliner Zeitung mithilfe der Entsog-Daten.Das macht ungefähr 100 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag aus gegen noch knapp 42 Millionen zum Jahreswechsel. Die Entwicklung lässt sich bereits seit Februar beobachten, die Berliner Zeitung hatte berichtet. Zum Vergleich: Über die Ukraine kamen im letzten Jahr täglich ebenfalls ungefähr 42 Millionen russisches Gas in osteuropäischen Ländern an.Nach Trumps Zollschock: Französische Energiekonzerne drängen auf neuen Gazprom-DealInternationalesgesternTurkstream: Slowakei freut sich über noch mehr russisches GasWirtschaft31.03.2025 Frankreichs Engie will neuen Gazprom-Deal – was sagen deutsche Importeure? An dem Hochlauf der TurkStream-Lieferungen im April ist die Slowakei als großer Abnehmer maßgeblich beteiligt. Gazprom hatte im Februar begonnen, die Slowakei erneut mit Gas zu beliefern, nachdem Ungarn Kapazitäten auf der TurkStream-Pipeline freigegeben hatte. Nach Angaben des Chefs des slowakischen Versorgers SPP, Vojtech Ferencz, hat der russische Staatskonzern ab April die Gaslieferungen in die Slowakei über die Schwarzmeerpipeline TurkStream massiv erhöht.Knapp 19 Prozent des in die EU importieren Erdgases stammte 2024 nach Angaben der Kommission noch aus Russland. Der Großteil durch Pipelines und ein kleiner Anteil verflüssigt in Form von LNG. Europa fehlen die Alternativen für eine verlässliche Versorgung. Kaum kündigte der Präsident der USA höhere Zölle an, schon scheint die Hoffnung auf eine verlässliche LNG-Belieferung per Schiff aus den USA bei den Versorgern zu schwinden.Frankreich spielte sogar schon mit dem Gedanken, wieder zu russischem Gas zurückzukehren. Didier Holleaux, Vizepräsident des teilstaatlichen Versorgers Engie, sagte am Montag einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters, dass man wieder auf „60, vielleicht sogar 70 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr“, einschließlich Flüssigerdgas, kommen könnte. Die deutschen Gaslieferanten Uniper und Sefe (ehemals deutscher Gazprom-Ableger) gehen da aber nicht mit.„Russisches Gas war nie günstig“: InfraLeuna-Chef über Trumps Zölle, LNG und die neue KoalitionVon Liudmila KotlyarovaInternationales12.04.2025 Deutscher Gaslieferant Uniper dementiert Bezug russischen Gases Der deutsche Staats-Gaslieferant Uniper dementierte auf Anfrage etwaige Überlegungen, in Zukunft wieder auf russisches Gas zu setzen. Mit russischen Unternehmen habe man derzeit keine Gas-Lieferverträge, weder als Leitungs-Gas noch als LNG, sagt Uniper-Sprecher Georg Oppermann der Berliner Zeitung auf Anfrage. „Außerdem ist völlig unklar, ob es zu einer Friedensvereinbarung kommen wird.“ Uniper gehe davon aus, dass auch der erwartete Hochlauf weiterer LNG-Verflüssigungskapazitäten in den USA, aber auch in anderen Ländern wie Katar und Kanada, zu einer weiter verbesserten Versorgung auf den LNG-Märkten beitragen. „Wir gehen von einer weiteren Ausweitung der LNG-Importe nach Europa aus.“Die Konzernzentrale von Uniper in Düsseldorf, Nordrhein-WestfalenSven Simon/imagoUniper verfolge nicht erst seit der Gaskrise im Jahr 2022 die Strategie, seine Bezugsquellen für Gas und andere Energieträger auf eine möglichst breite Grundlage zu stellen, um Anhängigkeiten künftig so weit wie möglich zu vermeiden. Insbesondere das Uniper-Gasportfolio sei seit einiger Zeit sehr diversifiziert, um es „resilienter“ zu machen. „Das Ziel ist eine langfristige Verminderung der Lieferrisiken.“ Sefe-Sprecher: „Kurzfristige Überlegungen spielen keine Rolle“ Das Staatsunternehmen Sefe, ehemals Gazprom Germania, negiert Überlegungen über den zukünftigen Bezug von russischem Gas auch nach einem möglichen Frieden in der Ukraine. Ein Sprecher sagt auf Anfrage: „Wir versorgen unsere europäischen Kunden vor allem sicher mit norwegischem Pipeline-Gas. Zusätzlich wird das Angebot durch Flüssiggasmengen aus den USA und der Golfregion komplementiert.“ Das globale Portfolio sei diversifiziert und darauf ausgerichtet, „langfristig eine sichere Versorgung“ zu garantieren. „Kurzfristige Überlegungen spielen bei der Garantie der Versorgungssicherheit eine nachrangige Rolle.“ Der französische Vorstoß von Engie auf einen neuen Gazprom-Deal lassen sowohl Sefe als auch Uniper unkommentiert.Ukraine-Transit beendet: Russische Gaslieferungen über TurkStream steigen auf neues RekordhochVon Liudmila KotlyarovaUkraine12.02.2025Der baldige Bundeskanzler Friedrich Merz zeigte sich am Wochenende offen dafür, mehr Rohstoffe aus den USA zu importieren. „Wir brauchen Gas, auch amerikanisches“, sagte er dem Handelsblatt. „Aber wir sollten immer mehrere Lieferanten haben und nicht von einem einzigen abhängig werden.“ Welche das sein sollen, bleibt weiter ungewiss. Einen Vertrag mit Katar abzuschließen, könnte schwierig werden.Die letzte Merkel-Regierung und auch der noch geschäftsführende Wirtschaftsminister Robert Habeck nach ihr wollten bereits mehr Gas aus Katar importieren. Doch Deutschland wollte die katarische Forderung nach einer verbindlichen Vertragslaufzeit von 20 Jahren nie eingehen. Laut dem Verband Gas und Wasserstoffwirtschaft sind für eine stabile Energieversorgung „langfristige Lieferverträge und flexible, wettbewerbsfähige Vertragsmodelle mit strategischen Partnern“ unerlässlich, sagt ein Sprecher auf Anfrage. Die schwarz-rote Koalition wird sich dem Thema vermutlich erneut annehmen.Haben Sie Feedback? Schreiben Sie uns! briefe@berliner-zeitung.de Lesen Sie mehr zum Thema UkraineEuropaEUTürkeiFrankreichGriechenlandUngarnSlowakeiBulgarienOAO Gazprom