HomeMülleimer-Exzess im James-Simon-Park: Alarmstufe Orange in Berlin! Alarmstufe Orange! Mülleimer-Exzess in Berlin-Mitte Wenn die BSR-Brigade zuschlägt, dann richtig. Auch im James-Simon-Park hat sie ihre Spuren hinterlassen. Aber hilft viel wirklich viel?Sabine Röthig09.02.2025 17:00 UhrEin kurioser Anblick: Im James-Simon-Park gibt es fast mehr Mülleimer als Bäume.Sabine RöthigDie Menschheit neigt zu Extremen. Und das, obwohl doch hinlänglich bekannt sein dürfte, dass die Mitte golden ist und nur das richtige Maß zum Glück verhilft. Doch Ausgewogenheit ist ein komplexer Zustand, der sich nicht von alleine einstellt und viel kognitive Arbeit erfordert. Entscheidungen nach dem Motto „alles oder nichts“ hingegen fallen leicht, denn sie vereinfachen die Welt und sparen Zeit. Jedoch sind die Ergebnisse selten dauerhaft befriedigend.Auch bei der Berliner Stadtreinigung scheint es nur Sekt oder Selters zu geben, wie sonst kann man sich die totalitäre Mülleimerpolitik in manchen Kiezen erklären? Entweder keine Eimer – oder ganz viele, scheint dort die rabiate Devise entscheidungshastiger BSR-Gremien zu sein.Gefahr von hinten: Der Rollrucksack erobert Berliner RückenVon Sabine RöthigBerlin02.02.2025Einen besonders bizarren Auswuchs dieser Denkschule gibt es im eleganten James-Simon-Park zu bestaunen. Hier hat ein wütender BSR-Boss derart viele orangefarbene Kübel installieren lassen, dass man den Park vor lauter Eimern nicht mehr sieht. „Nehmt das, ihr Müllsünder“, muss er eines Tages ausgerufen und den Eimer-Etat für die Flanieranlage großspurig erhöht haben. Von diesem Tag an sah der arme James-Simon-Park aus wie ein Müllübungsplatz für Abfallanfänger, denen man mittels inflationär aufgestellter Behälter das korrekte Entsorgen beibringen möchte. Leider ist das Panorama dadurch ebenfalls für die Tonne. Kein UNESCO-Kulturerbe ohne BSR-Eimer Entlang der Spreepromenade steht alle paar Meter ein neongrelles Gefäß mit der Aufschrift „Schön, dass du mich triffst“; für Touristen ist es kaum mehr möglich, den schönen Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie auf der anderen Flussseite zu fotografieren, ohne dass sich ein derart beschrifteter Eimer ins Bild schiebt. Auch der Spaziergänger, der den romantisch-geschlängelten Pfad in Richtung Hackescher Markt entlangläuft, wird von einem Mülleimer-Spalier eskortiert. „Parkranger“ oder „Häufchenhelfer“ gibt es hier zu lesen. Es wirkt wie ein schlechter Scherz. Bildergalerie Spree-Panorama mit Berliner Dom und ganz vielen BSR-TonnenSabine RöthigAuch der Blick in Richtung Fernsehturm wird von inflationär aufgestellten Müllkästen dominiertSabine RöthigIn wenigen Metern Abstand aufgestellte Mülleimer allerortenSabine RöthigDrei Mülleimer im Umkreis von zehn Metern, und selbst dann geht noch was daneben.Sabine RöthigAuch im Monbijoupark nebenan sieht‘s nicht eleganter aus.Sabine RöthigAch ja, die flotten Sprüche der BSR …Sabine Röthig1 / 6Bekannt ist, dass sowohl der James-Simon-Park als auch der angrenzende Monbijoupark vor allem im Sommer Müllbrennpunkte sind. Insbesondere Picknicker sorgen dann für ein erhöhtes Abfallaufkommen, mit dem die BSR zu kämpfen hat. Doch wie man Medienberichten entnehmen kann, können daran auch die teilweise im Abstand von nur drei Metern aufgestellten Eimer nichts ändern. Erstens, weil sie zu Stoßzeiten immer noch nicht reichen und zweitens, weil man rücksichtslosen Menschen nicht mit flotten Sprüchen kommen kann. Da helfen nur echte Bußgelder.Statt spazierenden Touristen und Anwohnern mit einer derart radikalen Maßnahme den Park zu verhunzen, hätte man es doch erstmal anders versuchen können. Stichwort: Mittelweg. Eine erste Maßnahme könnten dezente und formschöne Mülleimer sein, die ohne grelles BSR-Branding auskommen. Allein das würde die ästhetische Situation im James-Simon- und angrenzendem Monbijoupark schon deutlich verbessern. Übrigens nicht nur dort, sondern auch am Kollwitz- oder Helmholtzplatz, wo sich ein ähnlich vermülleimertes Bild in Orange bietet.Ist Ihnen auch etwas Unschönes in Berlin aufgefallen? Schreiben Sie uns! leser-blz@berlinerverlag.com