PolitikDeutschland Kein Schlussstrich: Bundestag gedenkt der Holocaust-Opfer 29.01.202529. Januar 2025In diesen Tagen jährt sich die Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz zum 80. Mal. Anlass für mahnende Worte im Bundestag – vom Bundespräsidenten und von einem Holocaust-Überlebenden.https://p.dw.com/p/4pmbrHolocaust-Überlebender Schwarzman: „Barbarei in Schranken weisen“Bild: Florian Gärtner/photothek/picture alliance AnzeigeDer Deutsche Bundestag in Berlin hat der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Neben der Erinnerung an die Menschen, die von den Nazis im Dritten Reich verfolgt und eingesperrt, gequält und ermordet wurden, nahm im Parlament die Sorge um aktuelle Entwicklungen viel Raum ein. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier machte deutlich, welche Verantwortung Deutschland weiterhin durch dieses dunkelste Kapitel seiner Geschichte trägt. Es gebe „kein Ende der Erinnerung und deshalb auch keinen Schlussstrich unter unsere Verantwortung“, sagte das deutsche Staatsoberhaupt vor Abgeordneten und Gästen im Bundestag. Steinmeier warnte vor diesem Hintergrund vor „Feinden der Demokratie“. Steinmeier: „Teil unserer Identität“ „Die Shoah ist ein Teil deutscher Geschichte. Sie ist, ob wir wollen oder nicht, Teil unserer Identität“, sagte der Bundespräsident. Deutsche hätten dieses Menschheitsverbrechen organisiert und begangen. Damit wandte sich der Bundespräsident auch an jene Menschen, die den Holocaust „verdrängen, verharmlosen oder vergessen“ wollen. Damit werde das Fundament erschüttert, auf dem die Demokratie gewachsen sei. Bundespräsident Steinmeier: „Antisemitismus dürfen wir niemals zulassen“Bild: Florian Gärtner/photothek/picture alliance „Wer heute die Demokratie lächerlich macht, verachtet, angreift, der ebnet eben auch den Weg zu Hass, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“, sagte Steinmeier. Er fügte an: „Nehmt die Feinde der Demokratie ernst.“ „Wenn Antisemitismus Alltag ist in unserem Land, auf unseren Straßen und Plätzen, in Schulen und Hochschulen – das dürfen wir in unserem Land mit unserer Geschichte niemals zulassen“, sagte Steinmeier in Berlin. Parallelen damals und heute An der Gedenkstunde nahm auch der ukrainische Shoah-Überlebende Roman Schwarzman teil. Er wurde 1936 geboren und überlebte als damals Siebenjähriger das Ghetto Berschad in der Ukraine. Es sei ihm eine „Ehre“, sagte Steinmeier, dass Schwarzman extra aus seiner angegriffenen Heimatstadt Odessa im Süden der Ukraine nach Berlin gekommen sei. „Mein Land steht an Ihrer Seite“, sagte der Bundespräsident und bezog sich – abgesehen von der Erinnerungsarbeit – auch auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Stehender Applaus für Roman Schwarzmann im deutschen Parlament: „Eine Ehre“Bild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance Roman Schwarzman selbst zog in seiner Rede im Bundestag eine Parallele von damals zu heute. „Damals wollte Hitler mich töten, weil ich Jude bin. Heute versucht Putin mich zu töten, weil ich Ukrainer bin“, sagte er mit Blick auf Russlands Präsidenten. Schwarzman bedankte sich für die bereits geleistete militärische Hilfe Deutschlands für die Ukraine. Das reiche aber nicht. Nötig seien mehr Flugabwehr und Langstreckenwaffen. „Ich flehe Sie an, uns zu bewaffnen.“ Wladimir Putins Vernichtungskrieg müsse beendet werden. Für ihn sei die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus zur Lebensaufgabe geworden, so Schwarzman. Die historische und moralische Pflicht bestehe heute darin, „dass niemand mehr Leiden und Folter erfährt“, sagte der 88-Jährige. „Heute müssen wir erneut alles daran setzen, die Barbarei in die Schranken zu weisen.“ Nach Roman Schwarzmans Rede erhoben sich die Abgeordneten im Bundestag zum Applaus. Der Bundestag gedenkt jährlich der Opfer des Nationalsozialismus – Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle oder Opfer von Euthanasie-Programmen der Nazis. Zu dem Gedenken im Bundestag kam eine Reihe weiterer Überlebender, darunter die Zeitzeugin Margot Friedländer. Diesmal stand die Gedenkstunde im Zeichen des 80. Jahrestages der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Während des Zweiten Weltkriegs haben dort Nationalsozialisten und ihre Helfer schätzungsweise etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet. AR/sti/cw (epd, afp, kna, dpa) Schicken Sie uns Ihr Feedback!Ihr FeedbackAnzeige

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