HomeKultur„Heldin“ mit Leonie Benesch: Diesen Film sollte jeder sehen „Heldin“ mit Leonie Benesch: Diesen Film sollte jeder sehen Anderthalb Stunden aus dem Leben einer Krankenschwester: Dieser Spielfilm von Bettina Volpe ist ein gesellschaftliches Statement – einfach, aber exzellent gemacht. Die KritikCornelia Geißler18.02.2025 11:37 UhrLeonie Benesch in „Heldin“ von Petra VolpeZodiac Pictures 2025Handlungsort ist eine Station eines Schweizer Krankenhauses, Handlungszeit nur eine Abendschicht. Das Figurenensemble des Films „Heldin“ von Petra Volpe, der in der Sektion Berlinale Special Gala läuft, ist klein. Es gibt die Krankenpflegerin Floria Lind und eine Kollegin, mit der sie sich die Station teilt, dazu eine Schwesternschülerin. Die Kontakte zwischen ihnen sind sehr kurz. Denn dem Krankenhauspersonal gegenüber stehen mehr Patienten, als die drei wirklich gut versorgen können.Und dennoch, daher rührt offenbar der Filmtitel, ist Floria bemüht, allen gleichermaßen freundlich zu begegnen, niemanden spüren zu lassen, wie gehetzt sie ist. Leonie Benesch, ein Star seit İlker Çataks „Lehrerzimmer“, spielt diese Hauptrolle mit hoher Konzentration und macht dadurch kleine Veränderungen deutlich. Man sieht sie mit offenem Blick ihren Dienst beginnen. Während sie immer neu bei den Frauen und Männern die Vitalwerte misst, kann man beobachten, wie ihre eigene Vitalität nachlässt.Berlinale-Star Leonie Benesch: „Ich habe eine ziemlich kurze Lunte“Berlin05.02.2023İlker Çatak: Du hast eine Oscar-Nominierung und wirst nicht genannt, weil dein Name nicht deutsch istBerlin04.03.2024Der Film könnte, abgesehen von der Schweizer Sprachfärbung einiger Patienten, genauso gut in einem deutschen Krankenhaus spielen, er mutet an wie eine Dokumentation live aus dem Pflegenotstand. Die Kunst der Regisseurin und Autorin Petra Volpe und der großartigen Kamerafrau Judith Kaufmann besteht in der Inszenierung der Begegnungen von Floria mit den ihr anvertrauten Menschen.Es sind in schnellem Takt hintereinander sehr verschiedene Szenen. Alle sind krank, aber jeder ist anders krank. Alle haben Ängste, aber jeder zeigt sie anders. Die Pflegekraft schaltet von Moment zu Moment um, widmet sich der am Bett ihres greisen Vaters wartenden Tochter, legt routiniert einen neuen Zugang bei einer nervösen Frau, beruhigt den einsamen Mann aus Burkina Faso mit den unklaren Bauchschmerzen, hat eine tröstende Hand für die Krebspatientin, die sie für geheilt hielt. Dazwischen klingelt das Telefon mit neuen Anfragen, Aufgaben. Und um sie her sind die Kolleginnen und Kollegen anderer Stationen ebenfalls im Dauerlauf unterwegs. Leonie Benesch verkörpert eine Figur, die das Wort „Heldin“ für sich abgelehnt hätte, eine, die selbstverständlich hilft, aber doch selbst am Rande der Überlastung ist.Groteske Szenen mit einem Privatpatienten sorgen für Stimmungswechsel, es gibt mindestens zwei aufwühlende, verunsichernde Situationen. Ein Thriller-Moment blinkt auf. Die anderthalbstündige Filmerzählung zeigt echtes Leben hoch verdichtet, getragen von der brillanten Hauptdarstellerin. Man möchte danach mit den Pflegekräften für bessere Bezahlung und vor allem für mehr Personal streiken. Am 27. Februar kommt der Film regulär ins Kino. Jeder Mensch kann mal krank sein; „Heldin“ sollte darum jeder sehen. Lesen Sie mehr zum Thema KulturKino & StreamingBerlinale