Klima Feuer in Los Angeles: Neue Studie zur den Ursachen Stuart Braun29.01.202529. Januar 2025Die Wahldbrände in und um Los Angeles waren verheerend. Angefeuert wurden sie durch extreme Trockenheit und starke Winde. Welchen Anteil der Klimawandel hatte, belegt nun eine neue Studie.https://p.dw.com/p/4pkqoInferno: Waldbrände zerstören Stadtsteile von Los AngelesBild: Josh Edelson/AFPAnzeigeAm 7. Januar brachen im Gebiet von Los Angeles zwei große Waldbrände aus, sie wurden zu den zerstörerischsten und potenziell teuersten in der Geschichte der US-Metropole.Auch nach drei Wochen sind die Feuer nicht vollständig gelöscht. Bisher kosteten sie mindestens 28 Menschen das Leben, mehr als 16.000 Gebäude sind zerstört. Die warme, trockene und waldreiche Westküste der USA ist seit jeher von verheerenden Waldbränden betroffen. Eine neue Analyse der Attributionsforschung zeigt jedoch: der Klimawandel hat das Problem wesentlich verschärft. Die Attributionsforschung untersucht die Auswirkungen des Klimawandels auf Extremwettterereignisse. Laut der neue Studie eines internationalen Forscherteams der World Weather Attribution (WWA) wurde die aktuelle Brandkatastrophe in und um Los Angeles durch den Klimawandel um etwa 35 Prozent wahrscheinlicher. Die globalen Temperaturen sind im Vergleich zur vorindustriellen Zeit im mehrjährigen Durchschnitt um 1,3 Grad Celsius gestiegen. Mit einer Temperaturerhöhung von 1,6 Grad war 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Die zusätzliche Hitze machte laut der Studie die ungewöhnlich geringen Niederschläge von Oktober bis Dezember in der Region Los Angeles wahrscheinlicher und erhöhte auch die Intensität der trockenen Santa-Ana-Winde, die die Flammen anfachten. „Im gesamten Westen und Süden der USA erwarten wir im Zuge des Klimawandels eine zunehmende Austrocknung. Das heißt: trockenere Wälder und leichter entflammbare Bedingungen“, sagt Theo Keeping, einer der Hauptautoren der WWA-Studie, der an der University of Reading in Großbritannien globale Waldbrände erforscht. „Die Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse nimmt viel schneller zu als in früheren Jahrzehnten.“ Dass die Brände im Winter auftraten, ist kein Novum. Allerdings sind Waldbrände im Sommer von Juli bis September normalerweise größer. Der vom Menschen verursachte Klimawandel habe die Wahrscheinlichkeit und Intensität von feuerbegünstigenden Wetterbedingungen in der Region Los Angeles so weit verändert, dass solche Bedingungen nun alle 17 Jahre aufträten – im Gegensatz zum vorindustriellen Zeitalter, wo die Spanne 20 betrug, so Keeping. Die Zahlen lassen jedoch wissenschaftliche Unsicherheiten unberücksichtigt, die mit der hohen Klimavariabilität in der Region zusammenhängen. Wenn sich die Welt weiterhin so schnell erwärme wie bisher und die Temperaturen bis zum Ende dieses Jahrhunderts noch um weitere 1,3 Grad anstiegen, steige die Wahrscheinlichkeit extremer Waldbrände „um weitere 35 Prozent“, ergänzt Keeping. Tiefer Schock: Der Stadtteil Altadena nach dem Großfeuer Bild: Ringo Chiu/REUTERS Hydroklimatische Schaukel erhöht Intensität von Waldbränden Die Erderwärmung ist auch verantwortlich für das Wetterphänomen der sogenannten hydroklimatische Schaukel: Auf ein Jahr mit starken Regenfällen folgt ein Jahr mit Dürre. Wärmere Luft führe dazu, dass sie mehr Feuchtigkeit speichern kann. Das habe nicht nur zur Folge, dass „sie diese Feuchtigkeit abgeben kann“, die wärmere Luft könne „diese Feuchtigkeit auch viel leichter aufsaugen“, erklärt Keeping. Die höheren Niederschläge führen zu einer üppigeren Vegetation und damit zu einer größeren Häufigkeit hoher Brandlasten. Diese gab es laut Keeping im Jahr 2023. Im Jahr 2024 blieben jedoch die erwarteten Regenfälle von Oktober bis Dezember aus. Dadurch trocknete der vermehrte „Waldbrennstoff“ aus und die Intensität der Waldbrände nahm zu. Die hydroklimatische Schaukel werde auch in Zukunft zu „verheerenderen Waldbränden“ führen, prognostiziert Keeping. Laut den Klimamodellen, die in der WWA-Studie verwendet wurden, hat sich die Spanne der Trockenzeit in Südkalifornien im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um 23 Tage verlängert. Da es in der Region von Los Angeles seit Mai 2024 nicht mehr regelmäßig geregnet hat, wurde die Brandgefahr durch die trockenen Santa-Ana-Winde begünstigt. Diese Winde treten in der kühleren Jahreszeit von Oktober bis März in der Region auf. Die Auswirkungen der überlappenden Wetterbedingungen von Trockenheit in der kühleren Jahreszeit und den dann auftretenden Santa-Ana-Winden werde in Klimamodellen oft unterrepräsentiert, schreiben die Wissenschaftler in der Studie. „Dürreperioden ziehen sich immer häufiger bis in den Winter hinein und erhöhen damit die Wahrscheinlichkeit, dass bei starken Santa-Ana-Winden ein Feuer ausbricht. Kleine Feuer können sich so in tödliche Infernos verwandeln“, erklärt Attributionsforscherin Clair Barnes vom Centre for Environmental Policy des Imperial College London. Studie bestätigt weltweit mehr Waldbrände Die WWA-Analyse gehört zu einer der vielen Studien die den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und extremen Waldbränden wie unter anderem auch 2023 in Kanada und 2024 in Brasilienin den Blick nimmt. Die WWA-Analyse zu Los Angeles verweist auch auf die Bewertung des Weltklimarats (IPCC). Dieser betont, dass steigende Temperaturen weltweit zu Wetterbedingungen führe, die die Brandgefahr erhöhen. Auch in Mexiko sowie im Westen und Nordwesten Nordamerikas ist dies der Fall. „Wenn wir uns die gesamte wissenschaftliche Literatur ansehen, wird deutlich, dass in vielen Teilen der Welt ein zunehmendes Waldbrandrisiko besteht“, sagt Keeping. Die WWA-Forscher betonen erneut, dass der Klimawandel, der dafür verantwortlich sei, „in erster Linie durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas verursacht wird“. „Ohne eine schnellere Abkehr von der Verbrennung fossiler Brennstoffe wird Kalifornien weiterhin heißer, trockener und brennbarer werden“, so Barnes. Der Beitrag wurde aus dem Englischen adaptiert von Gero Rueter. Redaktion: Sarah Steffen. Stuart Braun Australischer DW-Journalist und Buchautor.Schicken Sie uns Ihr Feedback!Ihr FeedbackAnzeige