HomeSportErlebt Claudia Pechstein einen Tag der Abrechnung oder ein Schrecken ohne Ende? Erlebt Claudia Pechstein einen Tag der Abrechnung oder ein Schrecken ohne Ende? Claudia Pechstein gegen den Weltverband – der wohl langwierigste Gerichtsprozess der Sportgeschichte soll am Donnerstag in München ein Ende finden.sid23.10.2024 12:41 UhrEisschnellläuferin Claudia Pechstein wehrt sich seit Jahren gegen eine Doping-Sperre.Vincent Jannink/anp/dpaEs sind gute Tage für Claudia Pechstein. Und sie könnten noch besser werden. Kürzlich erhielt Deutschlands ewige Eisschnellläuferin ihr Trainerinnen-Diplom mit der Note „sehr gut“. Und am Donnerstag soll Pechsteins seit 15 Jahren zur Lebensaufgabe gewordener Prozess gegen den Weltverband Isu ein Ende finden. Vor dem Oberlandesgericht München geht es um Schadensersatz und Schmerzensgeld in Millionenhöhe.„Ich habe ein unfassbares Martyrium durchgemacht. Doch ich habe versprochen, nie aufzugeben und bis zum entscheidenden Tag zu kämpfen“, sagte die fünfmalige Olympiasiegerin vor der Verhandlung der Welt am Sonntag: „Sollte das Gericht erneut einen Vergleich vorschlagen, bin ich auch diesmal gesprächsbereit. Allerdings nur dann, wenn an erster Stelle des Vergleichs steht, dass die Isu das Fehlurteil gegen mich einräumt.“ Claudia Pechstein kämpft seit 15 Jahren um ihren sportlichen Ruf Pechstein ist mittlerweile 52 Jahre alt, 15 davon hat sie verbracht mit dem Kampf gegen die Isu und für das, was sie als nur gerecht empfindet: ihren sportlichen Ruf wieder herzustellen. „Ich habe nie gedopt“, sagt sie. So wie Pechstein es in den „5739 Tagen nach der Schreckensnacht vom 7. Februar 2009“ stets beteuert hat.Damals wurde Pechstein während der Mehrkampf-WM in Hamar/Norwegen übermittelt, dass bei ihr auffällige Blutwerte festgestellt wurden. Die Isu sperrt die Berlinerin für zwei Jahre, der Internationale Sportgerichtshof Cas bestätigt. Spätere Untersuchungen stellen eine vom Vater vererbte Blutanomalie als möglichen Grund ihrer erhöhten Werte fest, doch die Isu bleibt bei ihrer Dopingthese. Pechstein wehrt sich, anderthalb Jahrzehnte lang. 2011 feiert sie ihr Comeback, was bis heute währt, und nebenbei zieht sich die Causa durch die Instanzen.Pechstein kämpft vor dem Schweizer Bundesgericht, dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, dem Münchner Landgericht und Oberlandesgericht, dem Bundesgerichtshof, dem Bundesverfassungsgericht. Letzteres gibt 2022 Pechsteins Beschwerde statt: Das Cas-Verfahren soll unfair gewesen sein, ihre Schadensersatzklage ist zulässig.1. FC Union Berlin: Leonardo Bonucci hat in der Heimat einen neuen Job bekommen1. FC Unionvor 4 Std.1. FC Union Berlin: Der eiserne Nachwuchs bekommt eine immer größere Bedeutung1. FC UnionheuteDiese wird nun in München verhandelt. „Unsere Schadenersatzklage beläuft sich mittlerweile auf acht Millionen Euro, Schmerzensgeld inbegriffen. Wir erwarten vom Oberlandesgericht, dass diese Schadenersatzsumme auch zugesprochen wird“, sagte Pechsteins Anwalt Thomas Summerer der ARD-Dopingredaktion. „Jetzt wird abgerechnet“, schrieb Pechstein bei Facebook. Doch ist es wirklich der finale Akt nach 15 Jahren? Paul Lambertz ist skeptisch.Bei diesem Prozess um Schadenersatz- und Schmerzensgeldanspruch, sagte der Düsseldorfer Sportrecht-Fachanwalt dem Sid, „steht die Frage im Mittelpunkt: Welchen konkreten Vorwurf kann man der Isu eigentlich machen? Waren die Regeln, die damals gegolten und zur Sperre von Frau Pechstein geführt haben, vielleicht so grob rechtswidrig, dass man sich hätte gar nicht darauf berufen dürfen?“. Es wird zu klären sein, ob Claudia Pechstein gedopt hat Es werde aber auch die Frage geklärt werden müssen, „ob Pechstein tatsächlich nicht gedopt hat. Denn überhaupt nur dann kann ihr ein Schadensersatzanspruch zustehen“, sagt Lambertz: „Sollte es so weit kommen und diese Frage müsste gerichtlich geklärt werden, dürfen wir uns auf ein aufwendiges Beweisverfahren einstellen. ‚Durch‘ ist der Rechtsstreit damit für Pechstein meines Erachtens noch lange nicht.“Also doch ein Schrecken ohne Ende? Zumal gleichsam nicht klar ist, wie die Isu mit Sitz in Lausanne auf eine in Deutschland angeordnete Millionen-Zahlung reagieren würde. Dass der Fall Pechstein noch über die Causa Pechstein wirkt, ein Münchner Urteil Umwälzungen im Weltsystem der Sportgerichtsbarkeit hervorruft, da nun eben ein ordentliches Gericht entscheidet, glaubt Lambertz nicht: „Weil ich davon ausgehe, dass am Oberlandesgericht ‚nur‘ noch über ihren Schadensersatzanspruch gesprochen werden wird.“Seine Conclusio: „Eines ihrer Ziele, mit denen Pechstein meines Erachtens damals angetreten war, hat sie nicht erreicht – die Zwangsschiedsgerichtsbarkeit im Sport zu stürzen. Ich würde sogar sagen, das Gegenteil ist eingetreten. Letztlich geht die Schiedsgerichtsbarkeit im Sport gestärkt daraus hervor.“ Lesen Sie mehr zum Thema Sport