HomeEnergiewendeEnergiewende wird zur Kostenfalle: Warum die neue Regierung jetzt handeln muss – Kommentar Energiewende wird zur Kostenfalle: Warum die neue Regierung jetzt handeln muss Der Ausbau der Erneuerbaren wird teurer als gedacht – schlechtere Standorte, höhere Systemkosten. Was die neue Regierung jetzt dringend ändern muss. Ein Kommentar.Manuel Frondel20.04.2025 15:07 UhrEin Hochspannungsmast der Uckermarkleitung und ein Mast vom Nordring sind auf dem Umspannwerk Neuenhagen von 50Hertz zu sehen.Patrick Pleul/dpaDie Kosten der Energiewende ufern aus. Allein die Kosten für den Ausbau der Stromnetze werden im Netzentwicklungsplan (NEP 2037/2045) auf über 500 Milliarden Euro taxiert. Dem NEP liegt die Annahme zugrunde, dass der Bruttostromverbrauch auf bis zu 1300 Milliarden Kilowattstunden (TWh) im Jahr 2045 steigt und sich damit gegenüber dem Verbrauch von rund 500 Milliarden kWh im Jahr 2024 mehr als verdoppelt – vor allem durch die erhoffte Zunahme an Elektroautos und Wärmepumpen.Um 2045 den Stromverbrauch zu decken, geht der NEP davon aus, dass die Erneuerbaren-Kapazitäten auf bis zu 700 Gigawatt (GW) ausgebaut werden müssen. Gegenüber der heutigen Leistung von knapp 190 GW, darunter 100 GW Photovoltaik und rund 70 GW Windkraft, bedeutet dies beinahe eine Vervierfachung. Auch Laien erkennen, dass es teuer kommen würde, wenn die Stromerzeugungsleistung vervielfacht werden muss. Der Grund sind die Ineffizienz und Schwankungen, womit die Erneuerbaren-Anlagen Strom produzieren. Peter Altmaiers Billion Euro reicht nicht für die Stromwende, geschweige denn für die gesamte Energiewende Infolgedessen hat der bisherige Ausbau der Erneuerbaren hohe Kosten von weit über 600 Milliarden Euro verursacht. Die vom ehemaligen Bundesumweltminister Peter Altmaier als Kosten für die gesamte Energiewende genannte eine Billion Euro, für deren Höhe er heftig kritisiert wurde, wird somit nicht einmal für den Ausbau der Netze und Erneuerbaren reichen. Hinzu kommen die Kosten für all die konventionellen Kraftwerke, die zur Sicherung der Stromversorgung zur Verfügung stehen müssen, wenn es kaum Sonne und Wind gibt. Dieser konventionelle Backup-Kraftwerkspark kann die Stromversorgung auch ganz alleine aufrechterhalten, den extrem teuren Erneuerbaren-Park leistet sich Deutschland des Klimas wegen.Energieexperte legt Plan vor: So kann die neue Regierung auf 100 Prozent grünen Strom verzichtenEnergiewende27.01.2025Heizungsgesetz vor dem Aus: Wie Schwarz-Rot den Klimaschutz ausbremstBundespolitik25.03.2025Allerdings können Treibhausgase woanders erheblich kostengünstiger vermieden werden, als dies in Deutschland mit dem massiven Erneuerbaren-Ausbau geschieht, etwa indem PV-Anlagen in sonnenreichen südeuropäischen Ländern installiert werden, statt im weniger sonnigen Deutschland. Dem Klima ist es egal, wo die Emissionen eingespart werden. Warum Windstrom in windschwachen Gebieten fördern? Besonders fraglich ist angesichts der ausufernden Kosten die Tatsache, dass Windkraftanlagen an windschwachen Standorten mit über 10 Cent je ins Netz eingespeister Kilowattstunde Windstrom um bis zu 40 Prozent höhere Vergütungen erhalten als Anlagen an Referenzstandorten, für die aktuell eine Höchstförderung von 7,35 Cent gilt. Zum Vergleich: Im Jahr 2000, als das Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) zur Förderung der regenerativen Stromerzeugung eingeführt wurde, lag die Einspeisevergütung für Windstrom bei maximal 9,1 Cent/kWh. Künftig könnte der Erneuerbaren-Ausbau noch teurer werden Dieses Beispiel zeigt: Der künftige Ausbau der Erneuerbaren könnte eher noch teurer werden als bislang, denn die windstarken Standorte sind meist bereits belegt. Das Ziel, die Windkraft an Land bis 2030 auf 115 GW auszubauen, erfordert zunehmend den Rückgriff auf weniger ertragreiche Standorte – und damit höhere Fördersätze. Hinzu kommen gestiegene Preise für Kupfer, Stahl und andere Materialien, die bereits dazu geführt haben, dass die Höchstsätze für die Vergütung von Windstrom an Land wieder angehoben wurden.Zwar sind die Stromgestehungskosten bei Wind- und Solarenergie in den letzten Jahren deutlich gesunken, doch unter aktuellen Bedingungen zeigt sich: An weniger geeigneten Standorten oder bei schwacher Netzanbindung steigen die Kosten wieder – und auch der Systemaufwand für Netze und Speicher wächst. Nicht in allen Fällen wird Strom also günstiger, je mehr Erneuerbare ans Netz gehen – vor allem dann nicht, wenn Systemaufwand und Standortnachteile zunehmen.Ökonomisch rational wäre es daher, für alle Technologien eine einheitliche Förderung zu gewähren, sodass nur die effizienteren zum Zuge kommen. Zur Kostendämpfung noch besser wäre indessen, nach 25 Jahren das EEG ganz abzuschaffen. Ohne jegliche Förderung würden nur noch wettbewerbsfähige Anlagen an den besten Standorten installiert werden und die Belastungen für den Steuerzahler nicht weiter zunehmen. Die Systemintegrationskosten zur Sicherung der Stromversorgung geraten aus dem Ruder Die Abschaffung des EEG wäre aus einem weiteren Grund dringend geboten: Die durch den Erneuerbaren-Ausbau bedingten sogenannten Systemintegrationskosten zur Sicherung der Stromversorgung geraten aus dem Ruder, da Stromspeicher, Netze und der Backup-Kraftwerkspark massiv ausgebaut werden müssen. Ohne einen Erneuerbaren-Ausbau bis zu einem Grünstromanteil im Strommix von annähernd 100 Prozent, wie er für das Jahr 2035 angestrebt wird, müssten die Netze und Speicher weit weniger stark ausgebaut werden, als es im NEP vorgesehen ist. Mehreren aktuellen Studien zufolge könnten so Kosteneinsparungen im dreistelligen Milliardenbereich erzielt werden. Weiter wie bisher beim Erneuerbaren-Ausbau? Statt eines exzessiven Erneuerbaren-Ausbaus wäre es weitaus kostengünstiger, stärker auf konventionelle Kraftwerke und CCS, die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid, zu setzen, um treibhausgasneutral zu werden. So sollten die dringend benötigten neuen Erdgaskraftwerke integraler Bestandteil des Strommarktes werden, statt lediglich eine teure Backup-Reservistenrolle zu spielen. Eine Abkehr vom 100-Prozent-Erneuerbaren-Ziel zugunsten eines größeren Anteils konventioneller Kraftwerke ist im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD aber nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Dort ist gar von einem beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren die Rede – und dies, obwohl Speicher und Netze fehlen und der Stromverbrauch langsamer als zunächst erwartet steigt. Das wird Deutschland teuer zu stehen kommen.Haben Sie Feedback? Schreiben Sie uns! briefe@berliner-zeitung.de Lesen Sie mehr zum Thema EnergiewendePeter AltmaierWirtschaftElektroauto

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