HomeKulturDer Fotograf Thomas Billhardt, ein Chronist des Menschlichen, ist tot Der Fotograf Thomas Billhardt, ein Chronist des Menschlichen, ist tot Der Ost-Berliner Fotograf Thomas Billhardt hinterlässt ein Werk von Gesichtern im Krieg. Er durfte zu DDR-Zeiten die ganze Welt bereisen.Ingeborg Ruthe24.01.2025 14:45 UhrGesichter im Krieg- Emotion oder Propaganda? Das Bild ging damals um die Welt: Eine vietnamesische Kämpferin nimmt einen abgeschossen Air-Force-Piloten gefangenThomas Billhardt/CAMERA WORK GalleryDas Jahr 1975. In Vietnam tobten die letzten Kämpfe des Zweiten Indochinakrieges. Als Gegner stand das kommunistisch regierte Nordvietnam, die auch als „Vietcong“ bezeichnete Nationale Front für die Befreiung Südvietnams, den Soldaten der USA und Südvietnams gegenüber. Wegen der direkt und indirekt beteiligten Supermächte USA und Sowjetunion gelten die grausamen Jahre als Stellvertreterkrieg im Kalten Krieg. Der Terror gegen die nordvietnamesische Bevölkerung kam aus der Luft und die Unzivilisierten waren in der Lage, die Air Force mittels damaliger High Tech vom Himmel zu holen, so dass „Hanoi Hilton“ bald überbucht war .Das Töten endete mit der Wiedervereinigung Vietnams. Die schreckliche Bilanz: Mehr als drei Millionen tote vietnamesische Soldaten und Zivilisten, 58.220 amerikanische Soldaten und 5264 Soldaten ihrer Verbündeten sowie zahllose Opfer des von den USA eingesetzten Entlaubungsgiftes „Agent Orange“. Bildstrecke Alltagsszene am Alexanderplatz in Berlin, 1959Thomas Billhardt/CAMERA WORK GalleryBaustelle AlexanderplatzThomas Billhardt/CAMERA WORK GalleryAlexanderplatz Berlin, 1960Thomas Billhardt/CAMERA WORK GallerySchnellimbiss am AlexanderplatzThomas Billhardt/CAMERA WORK GalleryKinderwagenbus in Leipzig, 1959Thomas Billhardt/CAMERA WORK GalleryHonecker empfängt Breschnew 1974 mit dem obligatorischen BruderkussThomas Billhardt/CAMERA WORK GalleryLeonid Breschnew hält einer Rede in der Werner-Selenbinder-Halle
Berlin, 1974Thomas Billhardt/CAMERA WORK GalleryJugend am Alexanderplatz in den 1980ernThomas Billhardt/CAMERA WORK GalleryKindergarten mit Sauna und Ruheraum Berlin, 1988Thomas Billhardt/CAMERA WORK GalleryDer aufgeräumte AlexanderplatzThomas Billhardt/CAMERA WORK Gallery„Wir sind ein Volk“, Montagsdemonstration am Lustgarten Berlin, 1989Thomas Billhardt/CAMERA WORK GalleryNoch einmal der Alexanderplatz in unseren TagenThomas Billhardt/CAMERA WORK Gallery1 / 12Thomas Billhardt, Fotograf aus Ost-Berlin, war nach Nordvietnam geflogen, machte etwa diese als ikonisch gewertete Aufnahme einer zierlichen Vietnamesin mit Gewehr und eines nordvietnamesischen Soldaten mit seinem Kind, das er schützend umfasst. Jahre später wird das symbolische Motiv Cover eines Fotobandes: „Kinder der Welt 1975–1989“.  Es folgten viele Veröffentlichungen solch hochemotionaler Motive von den Schrecken des Krieges. Billhardt sah sich als ein „künstlerisch-politischer“ Fotograf, als Geschichtenerzähler. Als Zeitzeuge. Kritisches über die misslichen Verhältnisse in der DDR aber kam nicht von ihm.Ein Fest der Dokumentarfotografie: Ostkreuz zerlegt im C/O den Mythos um die 90er in BerlinVon Ida Luise KrenzlinBerlin14.09.2024Geboren 1937 in Chemnitz, hatte er schon mit 14 Jahren zu fotografieren begonnen. Sein Talent, menschliche Szenen in bestechender Dramatik zu inszenieren wie auf Gemälden Alter Meister, dabei Plakatives, Gefühliges nicht zu scheuen, machte ihn mit seinem brillanten Handwerk zum berühmtesten ostdeutschen Chronisten des Kriegstraumas, auch der Kämpfe in Nicaragua und in Palästina. Er wurde hochgeehrt, bekam von der DDR-Regierung einen Sonderstatus – von 1982 bis 1989 beim SED-eigenen Verlag für Agitations- und Anschauungsmittel sogar mit einem eigenen Studio, neuester Technik, Filmmaterial, Mitarbeitern sowie ausgedehnten Reisemöglichkeiten.Thomas Billhardt (1937-2025)CAMERA WORK GallerySoeben teilte das Ausstellungshaus Camera Work Berlin, das Billhardts fotografisches Werk, auch das nach 1990 entstandene, seit 26 Jahren vertritt, mit, dass der Fotograf am 23. Januar im Alter von 88 Jahren gestorben ist. Die Instanz würdigt ihn für seine stetige Suche und unerschöpfliche Neugier nach jenem Moment, nach der Wahrheit und der Geschichte hinter den Bildern. Mit seinen Reportagen und Porträts habe er Konflikte der Welt gezeigt und erlebbar gemach, fotografierte  ab 2005 im UNICEF-Auftrag auf den Philippinen, in Indonesien, Kambodscha und China. Er gab, so Camera Work, „in über 50 Ländern der Erde den Menschen eine Stimme – vor allem jenen, die in den Krisenregionen dieser Welt sonst keine hatten“.In der Galerie Camera Work, Kantstraße 149, liegt von Di–Sa 11–18 Uhr ein Kondolenzbuch aus. Lesen Sie mehr zum Thema KulturKunstBerlinDDRSowjetunionOstberlinKalter KriegVietnamHiltonHanoi

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