HomeDDR Mondbasis: 31-Jähriger lässt mithilfe von KI-Videos die DDR wieder aufleben DDR-Mondbasis: 31-Jähriger lässt mithilfe von KI-Videos die DDR wiederaufleben Erich Honecker lebt noch, die Kombinate produzieren, die Werktätigen feiern: Die KI-Videos von Philipp Ladage brechen Rekorde auf Instagram und bedienen positive DDR-Klischees.Ida Luise Krenzlin15.02.2025 18:27 UhrDie Protagonisten in den Videos der DDR-Mondbasis strahlen stets und lesen die Berliner Zeitung. Was denn sonst?Philipp LadageDer letzte Schluck Muckefuck am Morgen. Eine schöne Frau in einer grünen Bluse lächelt versonnen in ihre Tasse aus Meissner Porzellan. Einige Menschen sind bereits auf dem Weg in ihre Kombinate. Alle strahlen übers ganze Gesicht. In VEB-Dekoration laufen schon die Rummelwagen in Form von Spreewaldgurken vom Band. Der Instagram-Account „DDR Mondbasis“ lässt (freundliche) DDR-Klischees in Videos wiederaufleben. Bunt sind die Clips der DDR-Mondbasis, die gerade im Internet viral gehen. Mal wird Sport getrieben wie bei „Medizin nach Noten“, der poppigen Aerobic-Sendung aus dem DDR-Fernsehen. Frauen in eng geschnittenen Trikots tanzen Choreografien, Männer lassen ihre Muskeln spielen. Abends geht es zum Tanzabend ins HO-Klubhaus, dort werden Sektflaschen geöffnet – natürlich Rotkäppchen.Zeitreise in Berlin: Hier können Sie noch ein Stück DDR-Alltag erlebenVon Nicole SchulzeBerlin24.02.2024Das darf doch alles nicht wahr sein! Die Farben sind zu knallig, die Menschen zu schön, sogar die DDR-Mode umfließt elegant die definierten Körper der Werktätigen. Fast verstrahlt wirken die DDR-Bürger in den Videos von Philipp Ladage. Als hätten sie Drogen genommen. „Das sind alles KI-generierte Videos!“, sagt der Macher am Telefon und muss lachen, „da ist nichts echt.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von DDR Mondbasis (@ddr_mondbasis) Philipp Ladage ist 31 Jahre alt und lebt in Hannover. Hauptberuflich arbeitet er im Lebensmitteleinzelhandel. Er hat keine familiären Bezüge zur DDR. Aber er hat sich schon als Kind mit der DDR und ihrer Alltagskultur beschäftigt. Wenn er mit seinen Eltern und seinem Bruder Berlin besuchte, „dann mussten die mit mir in jedes DDR-Museum dreimal rein“, erklärt Ladage sein Faible für den Look der Deutschen Demokratischen Republik.Ich hatte das schon als Kind – ein Faible für die DDR und den Weltraum!Philipp Ladage, Macher von DDR-MondbasisIn den letzten drei Monaten wurden die KI-Videos 21 Millionen Mal aufgerufen. Am besten würden sie auf Instagram laufen. Aber auch auf YouTube hat Ladage viele Fans. Mittlerweile hat er einen Shop, in dem Fans Shirts und Beutel kaufen können.Die Produktion eines Videos sei sehr aufwendig, fünf bis zehn Stunden sitze Ladage an einem. Bei allen Arbeitsprozessen hole er sich Hilfe von der KI. Schon bei der Idee für die Story lässt er sich vom KI-Chatbot ChatGPT beraten. „Macht das Sinn im DDR-Kontext?“, fragt er den Chatbot. Die KI weiß, welches fiktive Event es in der DDR hätte geben können, welches Kombinat, welchen Wettbewerb. Ladage lässt sich einen Text schreiben, der Grundlage für ein Audio wird, das in typischer DDR-Intonation eingesprochen wird – alles KI-generiert. Zwischen Disko und Kneipe: KI-Videos zeigen Alltagsseiten der DDR „Pünktlichkeit ist der erste Schritt zum gemeinsamen Erfolg“, lässt die KI eine Triebwagenführerin sagen. Auch ein fiktives Trabant-Rennen am 1. Januar entsprang einer Idee der KI. Es findet jährlich am 1. Januar statt. Die schicken, auf Hochglanz polierten Rennpappen machen ihrem Spitznamen alle Ehre. Sie kurven durch eine Mondlandschaft, einem wiederkehrenden Setting der Videos.Urheber, Erfinder und Vater der DDR-Mondbasis, Philipp Ladage aus Hannover.DDR Mondbasis / Philipp LadageDamit ist Philip Ladage beim großen Zeitfresser, der bildnerischen Umsetzung. Auch hier komme die Foto-KI ins Spiel. „Man beschreibt auf Englisch, wie die Szene aussehen soll. Dann kommt der richtige Prompt. KI-Bilder haben immer Fehler. Die editiere ich lieber selber.“ Und so entstehen die Looks, die viele begeistern. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von DDR Mondbasis (@ddr_mondbasis) Wiederkehrende Figuren halten die Videos zusammen. Es gibt Klaus Kosmonaut, den Schallplattenunterhalter der Mondbasis. In eng geschnittenem und weit geöffnetem weißen Hemd füllt er schnell jede Tanzfläche. Die Resonanz auf die Videos sei überwiegend positiv. Kritik komme aber auch vor. Ladage würde mit seinen Videos entweder die DDR verherrlichen oder sich über sie lustig machen. „Damit kann ich leben. Das ist ausgewogen“, sagt Ladage. Er wolle das Publikum unterhalten. Das gelingt, die Mondbasis hat sogar schon Fans in Brasilien und den USA.