S Blues und Vampire: Der Film „Blood & Sinners“ wirft einen neuen Blick auf den alten Vampirmythos – AktuelleThemen.de

HomeOpen SourceBlues und Vampire: Der Film „Blood & Sinners“ wirft einen neuen Blick auf den alten Vampirmythos Blues und Vampire: Der Film „Blood & Sinners“ wirft einen neuen Blick auf den alten Vampirmythos Ryan Coogler inszeniert nach Filmen wie „Creed“ oder „Black Panther“ sein erstes Horror-Epos als Liebeserklärung an den Blues und die schwarze Bevölkerung der ländlichen Südstaaten.Anselm Neft16.04.2025 19:37 UhrEine Szene aus dem FilmCopyright 2025 Warner Bros. Entertainment Inc.Clarksdale 1932. Hier im Mississippi-Delta ist die Sklaverei zwar seit 1865 dank des 13. Zusatzartikels zur Verfassung der Vereinigten Staaten abgeschafft, aber viele Schwarze arbeiten noch immer hart auf den Baumwollplantagen, nun als Kleinpächter. Die Jim-Crow-Gesetze schaffen den gesetzlichen Rahmen für eine Rassentrennung, die Schwarze weiterhin benachteiligt. Der Ku-Klux-Klan sorgt auch abseits des Gesetzes dafür, dass sich die ehemaligen Sklaven ihres Lebens nicht sicher sein können. Kein Wunder, dass die schwarzen Zwillingsbrüder „Smoke und „Stack“ ihr Glück im Norden der USA versucht haben. Nun kehren sie allerdings aus Chicago zurück, mit jeder Menge irischem Bier und italienischem Wein und dem Geld, dass sie als Gangster zwischen Mafiosi und irischen Mobstern erwirtschaftet haben. Auch jenseits der Südstaaten haben sie sich als Schwarze nicht frei und gleichberechtigt gefühlt, da kehren sie also lieber zurück zum „Teufel, den sie kennen“. Ihr Plan: in ihrer Heimatstadt einen „Juke Joint“ eröffnen, eine Spelunke für Musik, scharfe Getränke und Tanz. Sie kaufen einem Weißen eine leerstehende Scheune ab, heuern Blues-Musiker wie den jungen Priestersohn Sammie und eine Köchin an, und eröffnen ihren Tanzschuppen mit großem Erfolg. Allerdings tauchen in dieser denkwürdigen Nacht nicht scheinbar verflossene Geliebte der Zwillinge im Juke Joint auf, sondern auch eine kleine Gruppe von weißen Musikanten, die sich friedlich geben und nur mitfeiern wollen. Wäre da nicht dieses dämonische Leuchten in ihren Augen. Ein besonderer Film Ryan Coogler inszeniert nach Filmen wie „Creed“ oder „Black Panther“ sein erstes Horror-Epos als Liebeserklärung an den Blues und die schwarze Bevölkerung der ländlichen Südstaaten. Dazu steht ihm ein großartiger Cast zur Verfügung: Michael B. Jordan glänzt in einer Doppelrolle als Smoke und Stack, Miles Claton sammelt Sympathien als Sammie und Wunmi Mosaku verkörpert Power und Sinnlichkeit auf eine völlig eigenständige Weise. Auch Delroy Lindo als versoffene Blues-Legende Delta Slim und Hailee Steinfeld als femme fatale wider Willen bleiben in Erinnerung. Überhaupt ist der Film bis in die kleinsten Nebenrollen hinein passend und charismatisch besetzt. Die zweite Stärke von „Blood & Sinners“ ist die Musik, die neben dem starken Score von Ludwig Göransson natürlich jede Menge schweißtreibenden Blues enthält. Selbst wenn man sonst mit dieser kraftvollen Musikrichtung nicht so viel anfangen kann: Hier dürfte es schwerfallen, nicht zumindest hin und wieder mit dem Fuß mitzuwippen. Zu gut passen die Darsteller, das Setting und der toll ausgewählte Soundtrack zusammen. Die Tanz- und Musikszenen im „Juke Joint“ gehören zu den Highlights des Films. Dank der charismatischen Figuren stört es auch nicht, dass sich der Film viel Zeit lässt, bevor er die Vampire im zweiten Akt vor dem Tanzschuppen auftauchen lässt. Der dritte Akt bietet dann nicht den exzessiven Payoff, den man bei dem langen Build up erwartet hätte. Dafür gibt es noch ein zweites blutiges Ende und einen Epilog. Das ist womöglich des Guten etwas zu viel, und gen Ende hat man den Eindruck, dass sich der Film in seinen eigenen Ambitionen ein wenig verheddert. Es ist eine starke Idee, Vampire einmal als Weiße darzustellen, die früher den Schwarzen die Lebensenergie für unbezahlte Arbeit ausgesogen haben, und sich nun an ihrer Kultur bereichern wollen. Aber ist kulturelle Aneignung wirklich etwas Bösartiges? Der irische Obervampir sagt an einer Stelle des Films: „Wir wollen eure Geschichten. Eure Lieder. Und wir geben euch unsere. Wir sind eine Familie.“ Klingt das wirklich so schlecht? Für die Schwarzen im Film offensichtlich schon. Und wer will es ihnen heutzutage verdenken, wo sich schon zu oft hinter „Wir sind doch alle gleich!“ nur neue Formen der Diskriminierung versteckt haben? Egal wie tief man in die Interpretation von „Blood & Sinners“ einsteigt – ein sehenswerter und besonderer Film ist das allemal, auch wenn der dritte Akt leider einem „From Dusk till Dawn“ nicht das Wasser reichen kann.Haben Sie Feedback? Schreiben Sie uns! briefe@berliner-zeitung.de Lesen Sie mehr zum Thema Open SourceKulturChicagoSüdstaatenKu-Klux-Klan

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