HomePolitikBiograf: Herbert Kickl ist „kein großer Russland-Fan“ Biograf: Herbert Kickl ist „kein großer Russland-Fan“ Kommt in Österreich demnächst ein Putin-Freund an die Macht? Der Journalist Gernot Bauer glaubt das nicht. FPÖ-Chef Kickl habe bisher keinen Draht nach Moskau.Michael Maier17.01.2025 aktualisiert am 17.01.2025 – 14:06 Uhr13.01.2025, Österreich, Wien: FPÖ-Chef Herbert Kickl tritt im Auditorium des Parlaments vor die Presse, im Hintergrund links ÖVP-Chef Christian Stocker.APADie Neue Zürcher Zeitung sieht eine gefährliche Entwicklung in Europa. Falls der Chef der extrem rechten FPÖ, Herbert Kickl, in Wien demnächst Bundeskanzler wird, wäre Österreich „die erste gewachsene, westliche Demokratie, in der ein Putin-Freund an die Macht käme“. Die Schweizer weiter: „Die Symbolwirkung wäre verheerend.“ Allerdings räumt das Blatt ein, dass es lediglich „Hinweise, aber keine gerichtsfesten Beweise“ der Einflussnahme von Russlands Präsident Wladimir Putin auf die FPÖ gäbe.Tatsächlich waren in Österreich eher die Vertreter der Sozialdemokraten (SPÖ) und der Konservativen (ÖVP) durch post-politische Karrieren von Putins Gnaden aufgefallen. Alfred Gusenbauer und Christian Kern von der SPÖ sowie Wolfgang Schüssel von der ÖVP waren nach ihrer jeweiligen Kanzlerschaft im Umfeld der russischen Eisenbahnen zugange.Kickl dagegen kennt Russland offenbar nur aus der Zeitung, wie sein Biograf Gernot Bauer erklärt: „Es gab bisher keine Kontakte von Kickl nach Russland. Kickl interessiert sich nicht für Außenpolitik.“ In der sehr aufschlussreichen Kickl-Biografie von Bauer wird Russland nur an einer Stelle erwähnt. Bauer erzählt, dass Kickl einen Freundschaftsvertrag der FPÖ mit der Putin-Partei Einiges Russland auslaufen ließ, den sein Vorgänger geschlossen hatte. „Kickl ist zwar Anti-Nato und anti-westlich, aber ist kein großer Russland-Fan“, sagt Bauer. Sein Widerstand gegen die EU-Sanktionen und gegen den Ukraine-Krieg sei ausschließlich innenpolitisch motiviert: Die hohen Gaspreise schaden der Wirtschaft, gegen Flüchtlinge ist die FPÖ ohnehin negativ eingestellt.Anders als ÖVP und SPÖ, die 1955 mit der Sowjetunion einen Staatsvertrag aushandelten, mit dem Österreich 40 Jahre vor Deutschland frei und unabhängig wurde, hat das aus der nationalsozialistischen Welt kommende „Dritte Lager“, also die FPÖ, lange noch die Russen als Siegermacht und nicht als Befreier gesehen. Doch die Generation derer, die sich noch als Bundespolitiker ihrer Mitgliedschaft in der Waffen-SS rühmten, sei in der FPÖ ausgestorben, sagt Bauer: „Heute sind es die deutschnationalen Burschenschafter, die den Ton angeben. Diese Gruppen forcieren den Topos des Starken, der sich in der Härte bewährt. Wichtigste Voraussetzung für diese Weltanschauung ist die Homogenität des Volkes.“ Allerdings ist Kickl auch bei den Burschenschaftern ein Außenseiter. Bauer schildert in seiner Biografie, dass Kickl von einem übergroßen Misstrauen gegen alle anderen geprägt sei. Er war nie Mitglied in einer der gefürchteten schlagenden Verbindungen.Auch sein Privatleben hält Kickl strikt geheim. Eskapaden wie jene des über die Ibiza-Affäre gestürzten Heinz-Christian Strache sind Kickl völlig fremd. Es dürfte auch für ausländische Agenten schwer sein, sich Kickl zu nähern. Er traut ja nicht einmal seinen „Landsleuten“. Allerdings sind die rechtsextremen Milieus, die, wie die Identitären, die FPÖ stützen, eine immanente Gefahr. Bauer sagt, man müsse den „Marsalek-Komplex“ im Auge haben. Der flüchtige Wirecard-Vorstand hatte beste Kontakte in rechtsextreme und Geheimdienstkreise unterhalten. Seine Flucht verlief vermutlich über Österreich, er könnte in Russland oder anderswo stecken, wo man gerne konspiriert. Es ist denkbar, dass sich aus dieser Ecke noch Ungemach für Kickl ergibt, in dem auch Russland eine Rolle spielt. Unter Kickl als Innenminister hatten die westlichen Geheimdienste eine dezente Brandmauer zu Österreich errichtet, weil man Kickl für problematisch hielt.Kickls möglicher Aufstieg zum „Volkskanzler“ ist also nicht das Verdienst einer klandestinen russischen Infiltration. Vor allem die Themen Immigration und Corona seien entscheidend, so Bauer, wie auch „die allgemeine Unzufriedenheit mit der Regierung, wie überall in Europa“.Ob es am Ende zu einer Koalition mit der ÖVP kommt, dürfte sich weniger am Russland-Kurs der EU entscheiden als vielmehr an der Frage, ob die FPÖ ihre grundlegende Abneigung gegen Brüssel überwindet: Die EU sei ein „Negerkonglomerat“ sagte 2014 der FPÖ-Vordenker Andreas Mölzer, der schon in den 1980er-Jahren vor der „Umvolkung“ Europas warnte.Die Kickl-Biografie: Gernot Bauer und Robert Treichler, Kickl und die Zerstörung Europas, Zsolnay-Verlag, 256 Seiten, 25,00 Euro (Deutschland) Lesen Sie mehr zum Thema PolitikEuropaRusslandUkraineEUWladimir PutinInternationalesWirtschaftSanktionMoskau

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert