HomeSportBerlins Boxer schauen nicht nur wegen IOC-Wahl auf Entscheidungen in Griechenland Berlins Boxer schauen nicht nur wegen IOC-Wahl auf Entscheidungen in Griechenland 2028 wird es wohl doch ein Boxturnier bei Olympia geben. Ein neuer Weltverband macht es möglich. Für Berlins Boxer ist die Entscheidung existenziell.Karin Bühler19.03.2025 13:18 UhrDelil Dadaev gehört zu den Kaderboxern in Berlin, die sich Hoffnungen auf eine internationale Karriere machen.Norbert Schmidt/imagoBei den Berliner Boxern in den Trainingshallen an der Paul-Heyse-Straße oder auch im Sportforum haben sie zuletzt aufgeatmet, als sie die Nachricht aus Griechenland hörten. Dort wählen die IOC-Mitglieder an diesem Donnerstag in einem Luxusresort bei Pylos einen neuen Präsidenten oder eine neue Präsidentin des Internationalen Olympischen Komitees.Als Favoriten auf die Nachfolge von Thomas Bach gelten die frühere Schwimmerin Kirsty Coventry, 41, aus Simbabwe, der frühere 1500-Meter-Läufer Lord Sebastian Coe, 68, aus Großbritannien sowie Juan Antonio Samaranch Junior, 65, aus Spanien. Die vier weiteren Kandidaten sind: der Jordanier Prinz Faisal bin Al Hussein, der britisch-schwedische Unternehmer Johan Eliasch, der Franzose David Lappartient sowie der Japaner Morinari Watanabe. Bei Olympia in Los Angeles 2028 soll nun doch geboxt werden Doch zu den letzten Amtshandlungen des bisherigen IOC-Präsidenten gehörte etwas, das sowohl Berlins leitenden Box-Landestrainer Mike Hanke als auch Stefan Härtel als Lehrertrainer am Schul- und Leistungssportzentrum Hohenschönhausen freut: Die IOC-Spitze empfahl der Generalversammlung, einem olympischen Boxturnier bei den Sommerspielen in Los Angeles zuzustimmen. Eigentlich war der Sport schon draußen aus dem Programm: wegen Wettbewerbsverzerrung, Korruption und Mauscheleien im bisherigen Box-Weltverband, der lange Aiba (Association Internationale de Boxe Amateure) und dann IBA (International Boxing Association) hieß.Doch nun soll Boxen 2028 doch wieder bei Olympia vertreten sein – unter dem Dach des neuen, erst Ende 2023 in Frankfurt am Main gegründeten Verbandes World Boxing. „Das ist natürlich wichtig für uns. An der Entscheidung, ob Boxen olympisch ist oder nicht, hängt die ganze Förderung, die ganze Infrastruktur“, sagt Hanke. Härtel ergänzt: „Unsere Existenz hängt an der Entscheidung. Alles andere wäre der Untergang des Boxsports. Auch für die Profis hätte der ganze Unterbau gefehlt.“Blutüberströmt: Berlinerin Nina Meinke wird Box-WeltmeisterinSpandau22.09.2024An der Ausbildung von Boxtalenten arbeiten Hanke und Härtel mit Landestrainer René Braun in den Hallen am Sportforum und in der Paul-Heyse-Straße. Eine Menge Schweißtropfen sind in der Vergangenheit dort schon geflossen. Viele Fäuste haben auf die Boxsäcke eingehämmert. Bis 2028 hat Berlin noch Bundesstützpunkt-Status. „Wir müssen schauen, dass wir weiter Kadersportler ausbilden“, sagt Hanke. Die Berliner Meisterschaften sind gerade vorbei. Besonders bei der U15 und der U17 gebe es große Talente, die man fördern und auf die Sportschule kriegen müsse, sagt Hanke.Schon am 26. Februar hatte der Exekutivrat des IOC den Weltverband World Boxing, der vom Niederländer Boris van der Vorst geführt wird, vorläufig anerkannt. Mit mehr als 80 nationalen Mitgliedsverbänden auf fünf Kontinenten hatte er dafür ein wichtiges Kriterium erfüllt. Vor wenigen Tagen traten die Boxverbände aus China, der Türkei, dem Sudan, von Montenegro, der Slowakei und Griechenlands bei. Vorläufige Anerkennung ein großer Schritt für den Boxsport „Die vorläufige Anerkennung durch das IOC ist ein großer und wichtiger Erfolg. Dem Boxen gibt diese Entscheidung nun seine Zukunft zurück“, hatte der Präsident des Deutschen Boxsport-Verbandes, Jens Hadler, gesagt. „Das ist ein großer Schritt, aber noch nicht das Ende des Weges.“ Ganz offenbar hält sich World Boxing in Sachen Transparenz, Antidoping und Compliance an die IOC-Vorgaben.Das war bei der Aiba und der IBA nicht so. Stattdessen machte die Aiba mit Finanz-Jonglage und verschobenen olympischen Punktrichter-Urteilen Schlagzeilen. 2019 suspendierte das IOC die Aiba, die mit Schulden von bis zu 30 Millionen Dollar zu kämpfen hatte. Im Dezember wurde der Russe Umar Kremlew an die Spitze des Welt-Verbandes gewählt, der sich bald IBA nannte. Als Hauptsponsor holte Kremlew den russischen Staatskonzern Gazprom ins Boot, trat bei vielen Turnieren auf, verteilte üppige Preisgelder und andere Geschenke. Es hieß stets, der ehemalige Motorradrocker der nationalistischen Gruppierung Nachtwölfe pflege gute Verbindungen zu Wladimir Putin. Millionär Kremlew behauptete, er wolle die IBA zum saubersten, transparentesten Sportverband überhaupt machen.Drei große Verlierer beim Kampf von Jake Paul: Mike Tyson, Netflix – und das BoxenVon Karin BühlerDonald Trump16.11.2024Tatsächlich lud er international anerkannte Fachleute ein und forderte sie auf: Krempelt den Laden um! Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PricewaterhouseCoopers durchleuchtet Geschäftstätigkeit und Finanzströme. 2023 entzog das IOC der IBA dennoch die Anerkennung als olympischer Weltverband. „Wir haben kein Problem mit den Boxern“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach damals: „Wir haben ein ernstes Problem mit der IBA wegen ihrer Führung.“Da hatte das IOC schon das Boxturnier der Sommerspiele 2021 in Tokio ebenso wie später das 2024 in Paris unter eigener Regie abgehalten. Ob dadurch im Ring und drum herum alles fair verlief? Ob Bach mit der IBA ein Exempel statuiert? Die IBA versucht auf mehreren Ebenen, juristisch gegen das IOC vorzugehen. „Zeig mir mal einen Verband, der nicht korrupt ist“, meint der Berliner Lehrertrainer Härtel lapidar.Die große Sportpolitik überlassen sie in den Gyms, wo Berliner Kaderboxer wie der Neuköllner Mittelgewichtler Alexandros Papadopoulos, Delil Dadaev, Aaron Rakk oder Elyes Layoumi für Olympia schwitzen und Boxbirnen surren, den Funktionären. 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