HomeBerlinBerlinale: Wo wir während des Filmfestivals am liebsten essen gehen Berlinale: Wo wir während des Filmfestivals am liebsten essen gehen Zwischen Filmstart, Abspann und nächstem Film knurrt auch mal der Magen – unsere kino-nahen Empfehlungen für Frühstück, Lunch und Dinner rund um den Potsdamer Platz.Tina Hüttl16.02.2025 05:01 UhrFilmreif: Im Lu Liba genannten Hotelrestaurant lässt es sich herrlich frühstücken.Guldsmeden Hotels„Dickes B, home an der Spree, im Sommer tust du gut und im Winter tut’s weh“, wusste schon die Band Seeed, die vor gut 20 Jahren den Soundtrack zu Berlin lieferte. Daran hat sich nichts geändert – leider. Berlin mit Sonne und Berlin ohne Sonne sind nicht nur zwei verschiedene Städte. Es sind zwei verschiedene Planeten. Der eine bejahend, bunt und belebend. Der andere unwirtlich, menschenfeindlich und Energie raubend.Zum Glück gibt es aber einige Dinge, die den Berliner Winter erträglicher machen und die Durststrecke bis März kürzer scheinen lassen. Mein Gamechanger war tatsächlich die Eröffnung des Vabali vor gut zehn Jahren. Ja, ich spreche von der Spa-Oase nahe dem Hauptbahnhof, in der man sich für ein paar Stunden wie in einem balinesischen Tempel mit Wellness-Faktor fühlen darf.Seit ich hier ab und an während der schlimmsten Monate die Berliner Farbpalette von tauben- über schiefer- bis bleigrau mit weiß dampfenden Saunaaufgüssen, in türkis angestrahlten Außenbecken und auf golden schimmernden Wasserbetten ausblenden kann, schlägt die kollektive Winterdepression bei mir nicht mehr so hart zu.Erst Stärkung, dann Spaziergang: So klasse schmeckt es im Landgasthaus Domäne DahlemBerlin10.02.2025Restaurantschiff „Spree Fumée“ in Mitte – voller Geschmack voraus!Food18.01.2025Ein weiteres Highlight, das mich durch den erbarmungslosen Februar näher an die Ziellinie Frühling bringt, war und ist die Berlinale. Meist nehme ich mir einen ganzen Tag frei. Ich liebe es, tagsüber ins Kino zu gehen. Im Gegensatz zu einem mehrstündigen Restaurantbesuch mitten am Tag fühlt sich das für mich unglaublich verboten an. So als dürfte ich meine Zeit nicht mit etwas vollkommen Nutzlosem wie einem Film vergeuden. Essen muss schließlich jeder. Aber in der Früh schon im Kino sitzen, wo ich nicht mal in der Branche arbeite?Auch liebe ich, wie sich unsere Stadt während des Filmfestivals verändert: Plötzlich legen sich Glanz, Wärme und Hektik über alles, wie sie sonst nur im Sommer zu spüren sind. Vielbeschäftigte Menschen hetzen zwischen Venues hin und her, stets in Angst, etwas zu versäumen. Wenn auch Sie möglichst wenige Filme verpassen und dazwischen noch ohne schlechtes Gewissen Zeit mit Essen vergeuden wollen – hier meine drei Tipps für ein gelungenes Frühstück, Mittag- und Abendessen rund um den Potsdamer Platz. 1. Frühstück im Lulu Guldsmeden Ja, es ist ein Hotel. Aber eines, in das man ohne Hemmschwelle auch als Nicht-Hotelgast reinschlendern kann und sich sofort wie zu Hause fühlt. Die Lederbank entlang der dunkelgrün gekachelten Wand ist extrem bequem. Bunte Kelims und jede Menge Pflanzen sorgen für Gemütlichkeit. Tatsächlich erkennt man die Hotelgäste daran, dass sie auf Socken zum Frühstückbuffet schlappen, das in der offenen Küche angerichtet ist.Auch so kann Buffet gehen: im Lu Liba mit gegrillten Oliven, mariniertem Feta, Hummus und vielen weiteren KöstlichkeitenGuldsmeden HotelsIch hätte nie gedacht, dass ich mal ein Buffet empfehle. Wer mich kennt, weiß, wie sehr ich so etwas hasse. Hier zählt aber Klasse statt Masse. Alle Produkte sind – wie das gesamte biozertifizierte Hotel – nachhaltig und besonders ausgewählt. Die Fleisch- und Wurstwaren wie der zart geräucherte Lachsschinken stammen etwa vom Biohof Gut Kerkow in Brandenburg. Die kleine, aber feine Auswahl an Brötchen und Backwaren von der Berliner Manufaktur Zeit für Brot. Weil ich weiß, was dort allein die Zimtschnecke kostet, kann ich kaum glauben, dass das Frühstück hier inklusive der Auswahl an teuren Pukka-Tees, Voelkel- und Ostmost-Säften sowie Kaffeesorten nur 24 Euro pro Person kostet.Keine Ahnung, was passiert, wenn sich das rumspricht. Solange aber sollten Sie unbedingt beim Croissant, dem Kardamom-Mohnzopf und der geradezu saftigen Rohrnudel zugreifen. Danach noch ein fluffiges Rührei mit unfassbar knusprigem Bio-Bacon verdrücken und den fast fruchtigen Hummus probieren. Der Chefkoch Leonhard Hochhuth hat sich im Lu Liba genannten Hotelrestaurant abends auf eine mediterran-libanesische Fusionsküche spezialisiert. Garantiert lädt man hier nicht mehr auf, als man essen will, weil es einem angesichts der ausgesuchten Qualität leid täte. Das beweist auch die täglich neu errechnete Statistik, wieviel Essensabfall pro Kopf beim Frühstück anfallen: Bei meinem Besuch waren es gerade mal 75 Gramm. Für ein Hotel ist das so revolutionär wie dieses Buffet.Frühstücksbuffet im Lulu Guldsmeden. Potsdamer Straße 67, 10785 Berlin, tgl. 7–10 Uhr. 24 Euro pro Person inkl. Getränke. Tel.: 030/25558720, lulu@guldsmedenhotels.com, guldsmedenhotels.com/de/lulu-guldsmeden 2. Lunch im Saravanaa Bhavan Diesen Inder bitte nicht am selben Tag besuchen, weil Sie sicherlich noch zu voll sind. Und auch nicht, wenn Sie zwischen zwei Filmen für die Mittagspause nur eine halbe Stunde haben. Denn fürs Saravanaa Bhavan sollte man Zeit einplanen. Allein die Navigation durch die rein vegetarische 323-Positionen-Speisekarte erfordert das, was man auch in einen Uni-Reader investieren sollte.Hier meine vorsortierte Auswahl für diese Kette mit mehr als 85 Filialen in 28 Ländern, die einige für „das authentischste indische Essen in Berlin“ halten: Unbedingt die Dosas probieren, die dünnen Pfannkuchen aus fermentiertem Reis-Linsen-Teig sind das Aushängeschild für diese südindische Küche. Ich liebe Nummer 44, den Cheese Masala Dosa: Ein zum Dreieck gefalteter, unfassbar knuspriger Crêpe, der mit einem mit Masala gewürzten Kartoffel-Hülsenfrüchte-Zwiebel-Mix gefüllt ist. Und Gouda! Der zieht wunderbar Fäden, weil man die Dosas zum Essen mit den Händen in Stücke reißen und abwechselnd in eine der drei scharfen Soßen dippen sollte.Schöne scharfe Soßen und herrliche indische Küche: Saravanaa BhavanHeena ManglaniEin salzig-kühles Lassi als Drink mildert die Schärfe, auch bei dem Gericht Nummer 173 namens Kaima Idly, das mein neuester Favorit ist: schwammähnliche Mini-Reisküchlein, die in einer herrlich sämigen, aus Tomaten, Zwiebeln, Erbsen, Linsen und Cashews eingekochten Soße serviert werden. Und wenn dann noch Platz im Bauch für ein Curry ist: Der im Stress befindliche, aber dennoch reizende Service hat mir letztens Gericht Nummer 248, Kadai Paneer Punjabi, empfohlen. Eine fantastische Wahl. Mehr verrate ich nicht, einfach ausprobieren.Saravanaa Bhavan. Potsdamer Platz 5, 10785 Berlin, Di–Fr 12–22 Uhr, Sa–So 12–22.30 Uhr. Snacks 7 Euro, kleine Teller 10 Euro, Beilagen 6-7 Euro, Desserts 10 Euro, Cocktails 10–17, alkoholfreie Cocktails 6,50–9 Euro. Tel.: 030 55655654, www.saravanaabhavan-berlin.de. 3. Dinner im The Alchemist Zugeben, die Erlebnisbar/das Erlebnisrestaurant The Alchemist scheint ein wenig wie ein Ufo, das praktischerweise vor den Arkaden an der Shopping-Mall The Playce gelandet ist. Doch nicht nur während der Berlinale saß ich schon an so manchem Feierabend hier: 150 Sitze auf 600 Quadratmetern gibt’s zur Auswahl. Trotzdem ist es einigermaßen intim, da Stoffvorhänge und Retrochic-Sitzinseln den Raum unterteilen.Das Licht ist gedimmt, der Blickfang die durchgestyle Bar, von wo aus Drinks kommen, die allerhand „molekulare Mixologie“ versprechen: Mein farbenwechselnder Cocktail „Colour Changing One“ auf Wodkabasis ist trotz seiner Magie nicht meins. Das liegt daran, dass ich Apfellikör nicht mag, wie ich nun gemerkt habe. Der klassische Whisky Sour dagegen schmeckt solide gemixt.The Alchemist Bar BerlinLinkstraße 4, 10785 BerlinCredit: whitekitchen.dewhitekitchen.deUnd auch das Essen, das aus reinen Crowd-Pleaser-Tellerchen für je zehn Euro besteht, überrascht mit gutem Geschmack: Als Fingerfood knuspere ich gern am heiß servierten Buttermilk Chicken, das man in eine mit Thai-Chilisoße aufgepeppte Mayo dippt. Kein Formfleisch, sondern saftige Hühnerbrust wurde in mundgerechten Stücken paniert. Der wilde, langstielige Brokkoli hat perfekten Biss und ist mit einer gebräunten Mandelbutter überzogen.Auch viel besser, als ich es bei einer internationalen Gastromarke für möglich gehalten hätte, schmecken die knusprig frittierten Austernpilze mit Miso Mayo und Chili-Öl. Für einen letzten, kurzen Stopp, bevor es dann, vom Alkohol beschwingt, in einen der meist deprimierenden Berlinale-Film geht, taugt der Ort allemal.The Alchemist Berlin. Linkstraße 4, 10785 Berlin (in den Shopping-Arcaden The Playce), Mo–Mi 10–24 Uhr, Do 10–1 Uhr, Fr–Sa 10–2 Uhr, So 10–23 Uhr. Tel: 030 232574455, kontakt@thealchemist.de, www.thealchemist.de Lesen Sie mehr zum Thema BerlinPanoramaFoodBerlinalePotsdamer PlatzSpreeSeeed