HomeBeim Parteitag in Riesa: Plötzlich hielt mich ein AfD-Mitglied für eine Terroristin „Du willst uns alle in die Luft sprengen“: Plötzlich hielt mich ein AfD-Mitglied für eine Terroristin Auf einer Wahlkampfveranstaltung der AfD sprach unsere Reporterin mit einer Teilnehmerin. Doch das zunächst freundliche Gespräch nahm eine unerwartete Wendung.Sophie-Marie Schulz29.01.2025 18:48 UhrSprengstoff in der Tasche? Bei der AfD-Wahlkampfveranstaltung wurde unsere Reporterin für eine Terroristin gehalten.Depositphotos/imagoJournalisten sind nicht immer und überall erwünscht, das ist nichts Neues. In den vergangenen Jahren hat das Misstrauen gegenüber Medienvertretern zugenommen, das spürt man auch auf Parteitagen oder Demonstrationen. Vor allem radikale linke und rechte politische Strömungen teilen sich das Lügenpresse-Narrativ.Welch großes Ausmaß dieses Misstrauen annehmen kann, hätte ich jedoch nicht für möglich gehalten. Auf einer AfD-Veranstaltung wurde ich aufgrund meines Berufs plötzlich zu einer Bombenlegerin erklärt, die eine Messehalle in die Luft sprengen will. Ein Scherz? Keinesfalls. Aber beginnen wir von vorn. Als ich mich als Pressevertreterin zu erkennen gab, wurde es ganz still Wer an einer Wahlkampfveranstaltung teilnehmen will, muss sich in der Regel einer Sicherheitskontrolle unterziehen. Wie am Flughafen. Beim AfD-Parteitag in Riesa Anfang des Jahres wurden die Taschen anschließend auch noch von Sprengstoffhunden geprüft.Zwei Wochen später, auf der AfD-Wahlkampfauftaktveranstaltung in Halle an der Saale, wurde auf den Einsatz von Hunden verzichtet. Dafür durfte dann aber keine Tasche mit hineingenommen werden. Lediglich Journalisten durften mit Sack und Pack an der Veranstaltung teilnehmen. Das erzeugte bei einer Teilnehmerin Unmut, die „der Lügenpresse“ ohnehin misstraute.Neuzugang für die WerteUnion: Ex-AfD-Abgeordneter wechselt zur Maaßen-ParteiNewsgesternGrüne-Jugend-Chefin über Migrationspläne der CDU: Wollen Zehntausende Menschen inhaftierenNewsgesternIn der Messehalle angekommen, suchte ich mir einen Platz, klappte meinen Laptop auf und wartete darauf, dass es losgeht. Eine etwa 45 Jahre alte Frau, seit einem Jahr Mitglied der AfD, und ihr Ehemann setzten sich neben mich. Wir kamen schnell ins Gespräch, sie erzählte, dass das „Abschlachten von unbescholtenen Bürgern endlich ein Ende haben muss“. Als ich mich als Pressevertreterin zu erkennen gab, wurde sie jedoch still.Nach zwei Stunden hielt ich es nicht mehr auf meinem unbequemen Stuhl aus. Gerade wurden sowieso keine Reden gehalten, eine Band spielte sich die Seele aus dem Leib, und ich erkundigte mich, ob meine Sitznachbarin kurz auf meine Tasche aufpassen könnte. „Wehe dir, wenn du nicht zurückkommst“, sagte sie. Ich bedankte mich und ging. AfD-Veranstaltung: „Du bist doch ein Schläfer“ Zehn Minuten später schlenderte ich zurück an meinem Platz und wollte mich bedanken, da packte mich die Frau am Arm. „Ich dachte schon, dass du nie wiederkommst.“ Sie starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Du bist doch ein Schläfer und willst uns alle in die Luft sprengen. In deiner Tasche ist bestimmt eine Bombe!“Ich konnte nicht anders und musste lachen. Das kann doch nur ein schlechter Scherz sein, dachte ich.Beatrix von Storch in Karlshorst: Und dann fällt plötzlich das Wort „Nazifrau“PolitikgesternParteitag der Friseure: Gregor Gysis Kanzlerträume und die Brandmauer im HaarsalonPolitikgestern„Euch Journalisten kann niemand trauen“, fügte sie noch hinzu und schaute mich angewidert an. Ich griff nach meiner Tasche, öffnete sie und versuchte, ihr das Innere zu zeigen. „Schauen Sie, da ist keine Bombe und ich bin auch kein Schläfer. Vertrauen Sie mir.“ Gerade als ich den letzten Satz gesprochen hatte, bereute ich meine Worte. Jemandem zu sagen, dass er einem vertrauen soll, ist keine gute Idee.Es wirkt unglaubwürdig. Wer vertrauen will, der vertraut. Es ausdrücklich zu sagen, fühlt sich falsch an. Aber was kann man in solch einer Situation sagen, ohne missverstanden zu werden?Die Frau schüttelte nur den Kopf und versuchte, so weit wie möglich Abstand zu mir zu gewinnen. Was mache ich, wenn sie ihren Verdacht laut äußert, fragte ich mich. Glücklicherweise war sie zu sehr mit den Reden auf der Bühne beschäftigt. Eine Stunde später wollte sie dann aber doch noch etwas von mir wissen: „Sind Sie geimpft?“ Ich nickte. „Sie müssen sich ausschaben lassen. Ihr Körper ist kontaminiert und Sie werden sterben, wenn Sie nichts tun.“ Ich nickte und antwortete: „Danke für den Hinweis.“ In der nächsten Pause suchte ich mir einen neuen Platz.

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