HomePolitikKevin Kühnerts Rückzug: So gehen andere Politiker mit Angriffen und Bedrohungen um Kevin Kühnerts Rückzug: So gehen andere Politiker mit Angriffen und Bedrohungen um Mit Hass und Unsicherheitsgefühlen ist nicht nur Ex-SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert konfrontiert. Wie Robert Habeck, Ricarda Lang und Co. mit Anfeindungen umgehen.Anne Vorbringer24.04.2025 10:32 UhrNach dem kompletten Rückzug von Kevin Kühnert war viel über die Gründe spekuliert worden.Michael Kappeler/dpaDiese Nachricht sorgte für Aufsehen im politischen Berlin – und es ist davon auszugehen, dass sie auch noch länger nachhallen wird. Denn was der frühere SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert über sein Ausscheiden aus der Politik erzählt, betrifft die gesamte Gesellschaft.Kühnert begründet seinen Rückzug im Zeit-Gespräch unter anderem mit Angriffen und Bedrohungen gegen sich. „Meine rote Linie ist da, wo Gewalt in der Luft liegt. Ich bin nur 1,70 Meter groß“, so der 35-Jährige. Selbst im Urlaub habe er sich nicht mehr sicher gefühlt und seine Ferien immer öfter in einsamen Gegenden im Gebirge verbracht.Er habe den Glauben daran verloren, gegen den Hass ankämpfen zu können, der vor allem auf Social Media verbreitet werde. „Vielleicht ist das der Punkt, wo es pathologisch geworden ist. Am Ende war da ein Gefühl von absoluter Vergeblichkeit.“Mit wachsender Sorge um die eigene persönliche Sicherheit sind auch andere Politiker konfrontiert. Hass im Netz wird immer wieder thematisiert. Wie unsere Liste zeigt, sind Politiker aller Parteien davon betroffen – und haben unterschiedliche Strategien im Umgang mit der Bedrohungslage gefunden.Pailletten-Terror und Tagesdecken: Die Tops und Flops vom BundespresseballStil05.04.2025Babyfoto von Christian Lindner und Franca Lehfeldt: Die besten Reaktionen von Ricarda Lang und Co.Panorama10.04.2025 Ricarda Lang: Hol mir mal ’ne Flasche Bier Die ehemalige Grünen-Chefin Ricarda Lang macht keinen Hehl daraus, dass sie immer wieder Ziel von Hass und Hetze wird. Jeder, der ihr auf Social Media folgt oder in Kommentarspalten unterwegs ist, kann die Massivität der Angriffe sehen.Oft hat die 31-Jährige über Anwürfe gegen sie öffentlich gesprochen. Sie hat aus gegen sie gerichteten Gewaltfantasien und Morddrohungen zitiert, bei denen sie eine klare Grenze zieht: Das müsse niemand aushalten, daran müsse sich auch niemand gewöhnen. Lang ist gleichwohl der Meinung, dass man als Politikerin auch einiges an harscher Kritik aushalten müsse. Das sei auch in Ordnung, wenn man in der Öffentlichkeit stehe.Wenn ich „Grillen muss erlaubt bleiben.“-Plakate sehe. pic.twitter.com/dE3KByrcqu— Ricarda Lang (@Ricarda_Lang) September 3, 2024Die Grünen-Politikerin und ihr Social-Media-Team haben sich zu einer bemerkenswerten Strategie entschlossen, die in dieser Konsequenz und Qualität ihresgleichen sucht. Sie hält den Anfeindungen Humor entgegen, vollbringt mit Selbstironie mitunter das Kunststück, selbst zum Meme zu werden und so ihren Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Unvergessen ihr legendärer Bierpullen-Tweet, mit dem sie der CDU einen einschenkte. Den Thüringer Christdemokraten blieb am Ende nichts übrig, als ihr mit Herz- und Lach-Emojis zu so viel Nonchalance zu gratulieren. Treffer, versenkt! Robert Habeck: Der Anzeigenhauptmeister Im vergangenen Sommer wurde bekannt, dass der derzeit noch geschäftsführende Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck seit April 2023 Hunderte Anzeigen wegen sogenannter Hassnachrichten erstattet hat. Die mehr als 700 Anzeigen seien über das Ministerium und das Abgeordnetenbüro Habecks gestellt worden.Dieser arbeite mit spezialisierten Anwaltskanzleien und der Organisation HateAid zusammen, hieß es. Unter den angezeigten Nachrichten waren demnach auch konkrete Gewaltandrohungen. Der Grünen-Mann stellt damit keine Ausnahme dar, etliche Spitzenpolitiker wählen die gleiche Strategie. Das Auswärtige Amt ließ verlauten, auch Außenministerin Annalena Baerbock werde immer wieder Zielscheibe von strafrechtlich relevanten Drohungen, Beleidigungen und Hassaufrufen und stelle in entsprechenden Fällen konsequent Strafantrag.Erstatten Strafanzeige, wenn’s hässlich wird: Robert Habeck und Annalena BaerbockSebastian Christoph Gollnow/dpaEin Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte, SPD-Ministerin Nancy Faeser sei, wie andere Politikerinnen und Politiker auch, regelmäßig von Hasskriminalität im Netz betroffen. Wo entsprechende Beiträge strafrechtlich relevant sein könnten und dem Ministerium bekannt werden, werde Strafanzeige erstattet.Besonders Robert Habeck erfährt allerdings auch Kritik für die Konsequenz seines Vorgehens. Nachdem ein Mann ihn im Netz als „Schwachkopf“ beleidigt hatte, durchsuchten Polizeibeamte die Wohnung des Verdächtigen. Das führte zu lebhaften Diskussionen um die Verhältnismäßigkeit solcher Einsätze. Alice Weidel: Sicher ist sicher Auch Politiker der AfD werden häufig zur Zielscheibe von Angriffen. Kürzlich berichtete das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) darüber, dass Parteichefin Alice Weidel im Kanton Schwyz Sicherheitskosten verursacht. In der dortigen Gemeinde Einsiedeln lebt die Politikerin mit ihrer Frau und zwei Kindern, sie hat aber auch einen Wohnsitz im deutschen Überlingen am Bodensee.Im Februar gab es im schweizerischen Einsiedeln eine Demo gegen rechts. Hier hat Alice Weidel einen Wohnsitz.Urs Flueeler/Keystone/dpaBekannt sei beispielsweise, so der SRF, dass die Kantonspolizei im September 2023 Weidel und ihre Familie in Sicherheit bringen musste, weil es Hinweise auf einen möglichen Anschlag gab. Bei diesem Einsatz seien Polizisten der Sondereinheit Luchs der Kantonspolizei Schwyz beteiligt gewesen.Nur kurze Zeit später sagte die AfD-Vorsitzende aus Sicherheitsgründen einen Wahlkampfauftritt in Bayern ab. Aus Gründen der Vorsicht habe sie auf öffentliche Auftritte verzichtet. Zum Polizeieinsatz in Einsiedeln hat sich Weidel im Nachhinein geäußert, sprach von einer traumatisierenden Erfahrung für ihre Familie.Dass Politiker geschützt werden, ist hierzulande geregelt und institutionalisiert. Die sogenannte Abteilung SG, die Sicherungsgruppe des Bundeskriminalamts, schützt Kanzler, Bundespräsident, Minister, auch Mitglieder des Bundesverfassungsgerichts. Das sind die berühmten Personenschützer – zu erkennen am Knopf im Ohr. Lesen Sie mehr zum Thema PolitikPanoramaBerlinSPDAmpel-KoalitionRobert HabeckAnnalena BaerbockRicarda LangAlice WeidelKevin Kühnert

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