HomeRomEine Werkschau des Kinos Arsenal ehrt den Regisseur und Schauspieler Vittorio De Sica Eine Werkschau des Kinos Arsenal ehrt den Regisseur und Schauspieler Vittorio De Sica In Zusammenarbeit mit dem italienischen Kulturinstitut zeigt das „Arsenal on Location“ in zwei Kinos des „alten Westens“ 13 Werke aus dem Œuvre von Vittorio De Sica.Claus Löser24.04.2025 09:45 UhrRegisseur Vittorio De Sica mit Sophia Loren am Set von „Sonnenblumen“Everett Collection/imagoVittorio De Sica gehört zu den Titanen des europäischen Kinos. In der Stummfilmzeit begann er seine Karriere als Schauspieler, wirkte an mehr als 150 Produktionen mit, meist als gewiefter Lebemann und/oder nonchalanter Liebhaber. Noch unter Mussolini gelang ihm der Wechsel in den Regiestuhl. Sein „Kinder sehen uns an“ (1943) gilt neben „Rom, offene Stadt“ von Rossellini und „Ossessione“ von Visconti als prototypisches Werk des Neorealismus.Auch dank dieser Vorleistungen vermochten sich nach Kriegsende die Filmsprachen in zahlreichen Ländern zu erneuern. De Sicas „Fahrraddiebe“ (1948) stieg geradezu zur Inkunabel des „Neorealismo“ auf. Sein Schöpfer ließ sich später als Regisseur weder thematisch noch formal auf dieses Label festlegen; sein Werk blieb zu seinem Tod im Jahr 1974 vielfältig und unberechenbar.Lamberto Maggiorani und Enzo Staiola im Film „Der Fahrraddieb“ von 1948Everett Collection/imagoSchon 1951 stieg er mit „Das Wunder von Mailand“ aus den puristischen Auflagen der von ihm mitbegründeten Schule aus. Als sich am Ende dieses betörenden Leinwandmärchens die Bewohner einer Elendssiedlung auf ihre Besen setzten und euphorisch in den Himmel erhoben, war klar, dass für ihn nicht so viel übriggeblieben war von den einstigen Forderungen, die Wirklichkeit mit strikt dokumentarischen Bildern wiederzugeben.Erschöpfte Utopien: Blick auf die goldene Ära des ungarischen KinosKino & Streaming05.04.2025„Eins, zwei, drei“ und los: Jan Gympel sammelt die besten Berlin-FilmeKultur11.04.2025Eine aktuelle Werkschau bietet nun Gelegenheit, sich die ganze Bandbreite des Schaffens von Vittorio De Sica zu vergegenwärtigen. In Zusammenarbeit mit dem italienischen Kulturinstitut zeigt das „Arsenal on Location“ in zwei Kinos des „alten Westens“ Berlins 13 Werke aus seinem Œuvre. Neben seinen eigenen Regie-Klassikern (mehrfach in Zusammenarbeit mit dem Autor Cesare Zavattini entstanden) sind auch fünf Filme mit De Sica als Schauspieler neu zu entdecken.Dadurch wird die Retrospektive nicht nur der Gesamtheit seines Wirkens gerecht, sie vermittelt auch einen besseren Eindruck vom Charakter des italienischen Kinos jener Zeit. In der Gaunerkomödie „Schade, dass du eine Kanaille bist“ (1955) von Alessando Blasetti etwa ist De Sica als kleinkrimineller Kofferdieb an der Seite von Sophia Loren und Marcello Mastroianni zu erleben.Zu einem späten Triumph wurde 1972 das Holocaust-Drama „Der Garten der Finzi Contini“. Als die Verfilmung des (1981 auch in der DDR erschienenen) Romans von Giorgio Bassani mit einem Goldenen Bären und dem Oscar prämiert wurde, war De Sica bereits über 70 Jahre alt. Das Werk gehört sicher nicht zu den cineastisch innovativsten Beispielen seines Œuvres, doch ist es unbedingt einer Wiederbegegnung wert. De Contis Auseinandersetzung mit der Judenverfolgung Basierend auf autobiografischen Erlebnissen des Autors, erzählt der Film vom Schicksal zweier aristokratischer Familien im norditalienischen Ferrara, bis 1944 eine Heimstatt vieler sephardischer Juden. Dass für sie das mörderische Bündnis zwischen Mussolini und Hitler zu Vertreibung und Tod führen wird, wollen und können sie zunächst nicht glauben. Als sie die Konsequenzen erleben, ist es zu spät. Die Inszenierung setzt mit der Botticelli-Schönheit Dominique Sanda und dem Visconti-Beau Helmut Berger auf Stars. Es ist eine Geschichte voller fataler Verstrickungen, deren undurchschaubare Beziehungen für Akteure wie Zuschauer gleichermaßen schwer zu fassen sind – durchzogen von inzestuösen und homoerotischen Untertönen.Lino Capolicchio und Dominique Sanda im Film „Der Garten der Finzi Contini“ von 1970Everett Collection/imagoNicht ganz zu Unrecht wurde dem Film von der bundesdeutschen Filmkritik seinerzeit ein Zuviel an „schönem Schein“ vorgeworfen. Anderseits brauchte die Erzählung die genaue Zeichnung des Milieus – umso drastischer gerät dadurch die Fallhöhe von scheinbarer Geborgenheit zum gnadenlosen Untergang. Und De Sica wusste genau, worüber er da einen Film gemacht hatte. Als er 1944 in Rom seinen Spielfilm „Das Himmelstor“ drehte, beschäftigte er zum Schein dreihundert jüdische Komparsen – und rettete ihnen damit das Leben.Hommage Vittorio De Sica. Vom 2. bis 31. Mai im Bundesplatz-Kino und im Klick-Kino (Arsenal on Location) Lesen Sie mehr zum Thema RomMailand

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