HomeBerlinAls Senioren-Betrüger untergetaucht: Verdächtiger im Wettbüro-Mord nach 11 Jahren verhaftet Als Senioren-Betrüger untergetaucht: Verdächtiger im Wettbüro-Mord nach elf Jahren verhaftet Das Mitglied der Hells Angels tauchte in der Türkei unter. Von dort aus soll er deutsche Senioren mit Schockanrufen um ihr Geld gebracht haben.Andreas Kopietz22.04.2025 13:52 UhrPolizeibeamte untersuchen im Januar 2014 in Reinickendorf den Tatort. In dem Wettbüro an der Residenzstraße war ein 26-Jähriger erschossen worden.Maurizio Gambarini/dpaIm Namen der Ehre führte er sich auf wie ein knallharter Rocker. Doch sein Mut reichte nur, hinterhältig arglose Senioren zu betrügen. Dem inzwischen 35-jährigen Ali A. wird vorgeworfen, dass er 2014 zu einer Gruppe von Hells-Angels-Rockern gehörte, die in ein Reinickendorfer Wettbüro stürmten und dort einen 26-Jährigen erschossen. Elf Jahre nach dem spektakulären Wettbüro-Mord wurde Ali A. nun in der Türkei verhaftet.Das damalige Opfer hatte zuvor Mitglieder der Hells Angels beleidigt und bedroht. Das verletzte deren Ehre. Daraufhin marschierte eine größere Gruppe Rocker in das Wettbüro an der Residenzstraße, wo die Täter den 26-Jährigen erschossen. Die Videoaufnahme der Tat sorgte bundesweit für Aufsehen. Ali A. betrat den Ermittlungen zufolge als Dritter den Laden. Wegen seiner Beteiligung am Wettbüro-Mord steht Ali A. auf einer Suchliste von Interpol.Der folgende bundesweit größte Rocker-Prozess dauerte fünf Jahre und kostete Millionen Euro. Acht Hells Angels wurden zu lebenslanger Haft verurteilt.Freundschaft zwischen Hells Angel und Polizist: „Mit 50 will ich nicht mehr auf der Straße rumschießen“Polizei16.03.2025Nach Angriff in U-Bahn: Berlin beschließt Messerverbot im NahverkehrBerlin17.04.2025 Mit vier Komplizen in die Türkei abgesetzt Ali A., damals noch Anwärter bei den Hells Angels, also „Prospect“, fehlte damals bei dem Prozess. Er hatte sich, zusammen mit vier weiteren Komplizen, nach der Tat in die Türkei zu seiner Familie abgesetzt.In der Türkei verfügte er über die Mittel für seinen Lebensunterhalt – auch weil seine Familie in Berlin zwei erfolgreiche Restaurants betrieb und ihn offenbar unterstützte, wie einer seiner früheren Bekannten der Berliner Zeitung sagt. Allerdings reichte Ali A. die Unterstützung nicht: Der inzwischen 35-Jährige soll in der Türkei einer Bande angehören, die in Deutschland mit sogenannten Schockanrufen Senioren Geld abnimmt. Das war auch der Grund, weshalb das Betrugsdezernat der Istanbuler Polizei ihn verhaften ließ. An den Ermittlungen war laut türkischen Medien auch das Bundeskriminalamt beteiligt.Mit Schockanrufen wird betagten Menschen vorgegaukelt, dass zum Beispiel ein naher Verwandter ein tödliches Unglück verursacht habe und nur gegen die Zahlung einer Kaution freikomme. In anderen Fällen werden Senioren telefonisch unter Druck gesetzt, wenn falsche Polizisten ihnen erzählen, es gebe Erkenntnisse, dass sie bald Opfer eines Einbruchs würden. Ein Polizist komme und bringe ihre Wertsachen in Sicherheit. 46 Senioren in Deutschland betrogen Die Banden, die für diese Anrufe verantwortlich sind, sitzen meist in der Türkei, wo Ali A. vor einigen Tagen zusammen mit neun anderen Verdächtigen bei zeitgleichen Razzien in Istanbul, Izmir und der Provinz Sakarya verhaftet wurde. Die Mitglieder dieser Schockanruf-Banden können laut Istanbuler Polizei sehr gut Deutsch sprechen, weil sie in Deutschland geboren sind. Sie haben sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsbürgerschaft.Nach Angaben türkischer Medien haben alle Festgenommenen noch immer Verbindungen zu den Hells Angels. Ali A. habe bei der Koordinierung der betrügerischen Anrufe eine Schlüsselrolle gespielt. Das Betrugsnetzwerk habe von 46 deutschen Senioren insgesamt 2,8 Millionen Euro ergaunert.Dass der 35-Jährige für seine Beteiligung an dem Mord in Berlin vor Gericht gestellt wird, ist unwahrscheinlich. Die Türkei liefert ihre Bürger in der Regel nicht aus – auch wenn sie eine weitere Staatsbürgerschaft besitzen. Bereits nach dem Wettbüro-Mord hatten sich die deutschen Justizbehörden vergeblich um die Auslieferung des Mannes bemüht. Lesen Sie mehr zum Thema BerlinPolizeiTürkeiReinickendorfHells AngelsInterpolBezirke