HomeBerlinNachfolger von Papst Franziskus: Berliner Katholiken wollen „keinen Deutschen, wenn es geht“ Nachfolger von Papst Franziskus: Berliner Katholiken wollen „keinen Deutschen, wenn es geht“ Berliner Katholiken sind betroffen vom Tod des Papstes. Was denken sie über ihr Kirchenoberhaupt? Wie sollte der neue Papst sein? Und ist Kirche überhaupt noch zeitgemäß?Carola Tunk21.04.2025 15:10 UhrDer Kaplan der Gemeinde, Tomasz Jablecki, im Gespräch mit einer Gläubigen beim Gottesdienst am Ostermontag.Maurice Weiss/OstkreuzKaplan Tomasz Jablecki erwähnt die traurige Kunde gleich nach dem Gesang zum Einzug zum Gottesdienst. „Uns erreicht die Nachricht vom Vatikan, dass unser Papst Franziskus seinen Weg auf dieser Erde beendet hat.“ Eine gute Stunde zuvor war der Tod des Kirchenoberhauptes weltweit durch die Medien gegangen. Manch ein älterer Mensch ohne Internet, dürfte davon jedoch wohl erst in der Rosenkranz-Basilika in Steglitz erfahren haben.Gottesdienst in der Rosenkranz-Basilika in Steglitz am Ostermontag: Ein Bild des verstorbenen Papstes wurde aufgestellt.Maurice Weiss/OstkreuzDer Kaplan führt durch den Gottesdienst im Großen und Ganzen wie geplant. Einen kurzen Einschub in der Predigt gibt es noch, außerdem ein Bild des Verstorbenen im Altarraum, der auch Allerheiligstes genannt wird. Nach dem Gottesdienst hat der kirchliche Amtsträger Zeit für Gespräche über Franziskus und die katholische Kirche.Viele Gemeindemitglieder haben die Kirche schon verlassen, manche zünden noch ein Licht an. Der Geruch von Weihrauch liegt in der Luft. Auf einem Tisch stehen Osterkerzen. Gegen ein kleines Entgelt können sie sich die Kirchenbesucher mit nach Hause nehmen. Die Betenden wirken andächtig, aber nicht erschüttert.„Der Papst ist nicht irgendeine Person, er ist ein Symbol der Einheit“, sagt Kaplan Jablecki mit Blick auf die Auseinandersetzung in der Kirche zwischen Konservativen und Liberalen. Als Nachfolger wünscht sich Kaplan Jablecki einen Papst, der „der Lehre der Kirche treu bleibt.“ Papst Franziskus sei auch ein Papst für „Ungläubige“ gewesen, so der Katholik.Die Leiterin des Kirchendienstes, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, pflichtet dem Kaplan bei. Franziskus habe niemandem „nach dem Mund“ geredet und sei ein demütiger Papst gewesen. „Sein Dogma war die Liebe“, sagt die Katholikin und erinnert an die Gründonnerstage, an denen er Gefängnisinsassen die Füße wusch. Auch Jesus wusch der Bibel zufolge seinen Jüngern beim letzten Abendmahl die Füße. Nun seien sie und ihre Glaubensgeschwister wie eine Herde ohne Hirte. Sie wünsche sich als neues Kirchenoberhaupt einen Kardinal aus Afrika oder Asien, „keinen Deutschen, wenn es geht“. Ein Papst, der nicht alles politisch durchdacht hat? Berlin ist keine Katholikenhochburg, der Tod des Papstes dürfte keine Massentrauer auslösen. Doch der subjektive Eindruck des Kaplans und seiner Kirchendienstleiterin legt einen Zuwachs an Gemeindemitgliedern nahe. Im Gottesdienst am Ostersonntag sei jeder Platz besetzt gewesen und offenbar ließen sich 150 Gläubige allein in Berlin in der Osternacht taufen. Warum ist das so? Kaplan Jablecki vermutet, dass es mit der „Verwirrung in der Welt“ zu tun hat. Das Evangelium sei indes immer gleich. Konkret wird er nicht.Zum Tod von Papst Franziskus: Symbole der weltlichen Macht lehnte er strikt abVon Julia HaakPolitikgesternDoch hatte der Papst auch Fehler aus Sicht der Steglitzer Kirchendienstleiterin? Zumindest sei er auch nicht immer ein Papst gewesen, der alles politisch durchdacht habe, sagt die Katholikin. Dementsprechend sei Franziskus ein „Mann der Realität“ gewesen.Berlin und Kirche – das mag auf den ersten Blick nicht so recht zusammenpassen. Doch auch hier gibt es Gläubige, die um den Papst trauern, die die Suche nach einem Nachfolger verfolgen und für den Verstorbenen beten. Lesen Sie mehr zum Thema BerlinPapst FranziskusKatholische KircheVatikanBezirkeOstermontag