HomePanoramaWie ich mal fast den Papst zur Audienz traf – und welcher Moment bis heute nachhallt Wie ich mal fast den Papst zur Audienz traf – und welcher Moment bis heute nachhallt Papst Franziskus wurde von Millionen Menschen auf der Welt verehrt. Unsere Autorin hätte ihn mal fast zu einer Audienz getroffen. Über Heldenverehrung und verpasste Chancen.Josephin Hartwig21.04.2025 15:22 UhrDer Papst 2016 unterwegs durch die Menge im Papamobil (und meine Hand links im Bild)Josephin HartwigIm Rahmen eines Austauschprogramms für Volontäre bekam ich die Möglichkeit, 2016 nach Rom zu reisen, mir den Vatikan anzuschauen, Korrespondenten in Rom zu treffen und eventuell auch den Papst. Dieser Punkt blieb bis zuletzt offen – und sollte sich als kleine Schwierigkeit herausstellen.Ein Besuch auf dem Petersplatz stand aber auf jeden Fall auf dem Programm. Wie Hunderte andere Menschen warteten meine Mit-Volontäre aus ganz Deutschland und ich auf den Papst. Auf dem Petersplatz in Rom hatten wir uns schon früh versammelt, denn schließlich sollte „Er“ in seinem Papamobil kommen. Es fühlte sich an, als würden alle Anwesenden auf den größten Rockstar der Welt warten. Aufregung machte sich in der Menge breit, Kameras waren gezückt, die Stimmung brodelte.Zum Tod von Papst Franziskus: Symbole der weltlichen Macht lehnte er strikt abVon Julia HaakPolitikgesternFür mich, als atheistisch aufgewachsene Ostdeutsche war die religiöse Verehrung doch ein wenig befremdlich. Dann kam Papst Franziskus auf seinem Papamobil angefahren, begleitet von einigen Security-Männern. Und da verstand ich es. Die Freude in den Gesichtern der Gläubigen, die an diesem Tag gekommen waren, um den Papst zu sehen, war schon etwas Besonderes. Sie jubelten, lachten und kreischten – selbst heute noch erinnere ich mich an eine Frau, vermutlich Italienerin, die ihr Baby hochhielt. Das Papamobil stoppte, der Papst beugte sich ein wenig zu dem Kind, küsste den Babykopf und streichelte die Wange des Babys. Die Mutter war außer sich vor Freude und ich sah eine Träne laufen. Ein berührender Moment.Das, was auch für mich spürbar war, so kitschig es auch klingen mag, war Hoffnung. Darauf, dass Glaube an eine andere Kraft auch befreien und Aufwind schenken kann. Es hatte gar nicht so sehr etwas mit Papst Franziskus selbst zu tun, sondern viel mehr mit dem, was er verkörperte. Die schützende Hand des Glaubens. Mich hat diese kurze Begegnung nicht zur Gläubigen gemacht. Aber ich dachte damals viel über diese Begegnung nach und beschäftigte mich in der Folge auch ein wenig mehr mit dem Thema Religion und was es für Menschen bedeutet.Etwa später hieß es dann: Die Nachrichtenagentur, die die Volontärsreise ermöglicht hatte, wolle am Abreisetag versuchen, eine Audienz beim Papst für uns zu bekommen. Helle Aufregung bei allen Beteiligten: der Papst! Wow, eine einmalige Chance im Leben.Die Menge freut sich riesig, als der Papst im Papamobil vorbeifährt.Josephin HartwigDie Zeit verging am Tag der Heimreise allerdings etwas schneller als gedacht. Die Audienz sollte zu einer Uhrzeit stattfinden, zu der wir schon zum Flughafen fahren mussten. Einige aus dem Kurs wagten es und blieben – sie gingen das Risiko ein und hätten ein Verpassen des Flugs nach Deutschland in Kauf genommen. Und ich? Ich traute mich nicht. Ich fuhr mit den anderen zum Flughafen – ich war die Einzige aus Berlin, flog allein zurück nach Hause und hatte Sorge, am nächsten Tag nicht pünktlich zur Arbeit zu kommen, sollte ich meinen Flug verpassen. Am Flughafen angekommen, dann der Schock: wegen Unwetters war der Flug storniert. Die anderen flogen gen Heimat, ich saß noch einige Stunden am Flughafen fest. Ich hätte die Audienz beim Papst also locker geschafft. Niemand wusste, wie es nun nach Berlin gehen sollte. Ich konnte also nicht wieder zurückfahren, sondern musste am Flughafen bleiben. Schließlich bestand die Möglichkeit, dass doch noch ein Flieger abheben würde.Irgendwann, nach mehreren Stunden Wartezeit, erbarmte sich eine Flughafenangestellte und buchte mich auf einen Flug nach Düsseldorf. Dort verbrachte ich noch einige Stunden schlafend in einem Flughafenhotel, bevor es um 5 oder 6 Uhr morgens weiter nach Berlin ging. Ein Abenteuer! Nun ist Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren gestorben. Die Chance ihn zu treffen wird eine einmalige bleiben. Lesen Sie mehr zum Thema PanoramaBerlinPapst FranziskusVatikanRomPetersplatz