PolitikVereinigte Staaten von Amerika Pentagon-Chef Hegseth wegen zweiter Chatgruppe unter Druck 21.04.202521. April 2025Die Chat-Affäre der US-Regierung weitet sich aus. Der Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten soll Militärinformationen auch an seine Frau gesandt haben. Das Pentagon wiegelt ab.https://p.dw.com/p/4tMo3Wachsender Druck: US-Verteidigungsminister Pete Hegseth (Archivbild)Bild: Annabelle Gordon/AFPAnzeigeNach der Sicherheitspanne in einem Gruppenchat ranghoher US-Regierungsvertreter im Zusammenhang mit den Luftangriffen im Jemen ist Verteidigungsminister Pete Hegseth offenbar in einen weiteren Chat-Vorfall verwickelt. Wie die „New York Times“ berichtet, teilte der Pentagon-Chef im März sicherheitsrelevante Informationen in einer zweiten Chatgruppe. Zu der Gruppe im Onlinedienst Signal gehörten demnach „ein Dutzend Personen aus seinem persönlichen und beruflichen Umfeld“ sowie seine Ehefrau, sein Bruder und sein persönlicher Anwalt. Dem Bericht zufolge ist Hegseths Frau Jennifer – eine Journalistin und ehemalige Mitarbeiterin des Senders Fox News – nicht im Pentagon angestellt, während der Bruder und der Anwalt des Ministers jeweils dort tätig sind. Anders als bei dem Chat der US-Regierungsvertreter, zu dem irrtümlich der Journalist Jeffrey Goldberg eingeladen worden war, sei der zweite Gruppenchat von Hegseth selbst erstellt worden, heißt es in dem Bericht der „New York Times“ weiter. Die Zeitung beruft sich dabei auf „vier Personen, die von diesem Gespräch wussten“.Trümmer in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa nach einem US-Luftangriff (Archivbild)Bild: AFP Demnach teilte Hegseth bei dieser Gelegenheit die genauen Flugpläne der US-Flugzeuge, die Ziele der Huthi-Rebellen im Jemen angreifen sollten. Es seien „im Wesentlichen die gleichen Angriffspläne“ gewesen, die Hegseth „am selben Tag über eine andere Signal-Gruppe geteilt hatte“, berichtet die Zeitung. Verteidigungsministerium spielt den Vorfall herunter Pentagon-Sprecher Sean Parnell erklärte im Onlinedienst X, die US-Präsident Donald Trump „hassenden Medien“ seien weiter davon besessen, „jeden zu vernichten“, der sich für dessen Agenda einsetze. Parnell behauptete, die Berichte über den zweiten Gruppenchat fußten auf Beschwerden ehemaliger Mitarbeiter als einziger Quelle. Zuletzt hatte es eine Reihe von Entlassungen gegeben. Der Pentagon-Sprecher erklärte weiter, in keinem Signal-Chat seien Informationen geteilt worden, die der Geheimhaltung unterlägen. In einer der Chatgruppen hatten sich US-Regierungsmitglieder Mitte März über geplante Angriffe auf die Huthi-Miliz im Jemen ausgetauscht, darunter Hegseth, US-Außenminister Marco Rubio, der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz und Vizepräsident JD Vance. Der Chefredakteur des US-Magazins „The Atlantic“, Jeffrey Goldberg, war offenbar aus Versehen zu dem Chat auf der App eingeladen worden. Goldberg machte den Vorfall in einem Artikel öffentlich, später veröffentlichte sein Magazin Screenshots der Chats, die zahlreiche Details wie genaue Angriffszeiten und die dabei eingesetzten Flugzeuge enthalten.Die US-Luftangriffe auf Ziele der Huthi im Jemen waren auch Thema eines Gesprächs, das der Außenminister des Irans, Abbas Araghtschi (links), mit seinem omanischen Kollegen Badr al-Busaidi vor gut einer Woche in Maskat führteBild: Iranian Foreign Ministry/Anadolu/picture alliance Die Sicherheitspanne vom März hatte in Washington wie auch international hohe Wellen geschlagen. Waltz übernahm öffentlich die Verantwortung dafür. Die oppositionellen Demokraten forderten allerdings Hegseths Rücktritt. Präsident Trump spielte den Vorfall danach herunter und sprach von einer „Hexenjagd“ gegen Regierungsmitglieder. Vance schloss Entlassungen im Zusammenhang mit dem Chat-Skandal aus. Pentagon-Generalinspekteur Steven Stebbins kündigte Anfang April eine interne Untersuchung zur Rolle Hegseths in der Affäre an. Die Untersuchung geht Stebbins zufolge auf einen entsprechenden Antrag der beiden führenden Mitglieder des Streitkräfte-Ausschusses des US-Senats, eines Republikaners und eines Demokraten, zurück. Attacken auf Huthi-Miliz gehen weiter Unterdessen wurden bei neuen Luftangriffen in Jemens Hauptstadt Sanaa nach Angaben Huthi-naher Medien mindestens zwölf Menschen getötet. Eine Attacke in der Nacht zu Montag habe einem Markt im Stadtteil Farwa gegolten, berichtet die von den Huthi betriebene Nachrichtenagentur Saba unter Berufung auf das Gesundheitsministerium der pro-iranischen Miliz. Dabei seien zudem mindestens 30 Menschen verletzt worden. Neben Angriffen auf Sanaa wurden laut Saba am Sonntagabend Luftangriffe aus den Provinzen Marib, Hodeida und der westlichen Huthi-Hochburg Saada gemeldet. Vonseiten des US-Militärs gibt es bislang keine Bestätigung hierfür. Die USA hatten Mitte März einen massiven Militäreinsatz im Jemen begonnen, um die Angriffe der pro-iranischen Huthi-Miliz auf Schiffe im Roten Meer zu beenden. US-Präsident Donald Trump drohte den Huthi mit „vollständiger“ Vernichtung. Seitdem nehmen die USA fast täglich Gebiete im Jemen unter Beschuss, die von der Miliz kontrolliert werden. Die Huthi gehören neben der im Gazastreifenherrschenden Hamas und der Hisbollah im Libanon zu der vom Iran angeführten und gegen Israel und die USA gerichteten „Achse des Widerstands“. Deren selbsterklärtes Ziel ist die Vernichtung Israels. Solidarität mit der Hamas im Gazastreifen Die islamistische Hamas hatte am 7. Oktober 2023 ein Massaker an israelischen Staatsbürgern verübt, dem nach Angaben des Militärs mehr als 1100 Menschen zum Opfer fielen. Rund 250 Personen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Beim darauffolgenden israelischen Militäreinsatz wurden nach Zahlen der Hamas-Behörden mehr als 51.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet. Die Huthi hatten seit Beginn des Krieges regelmäßig Raketenangriffe auf Israel verübt. Sie attackieren zudem immer wieder Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden sowie Ziele in Israel mit Drohnen und Raketen – nach eigenen Angaben „aus Solidarität mit den Palästinensern“ im Gazastreifen. Sowohl die Hamas wie auch die Hisbollah werden von zahlreichen Staaten als Terrororganisation eingestuft. jj/haz/AR (dpa, afp, rtr) Schicken Sie uns Ihr Feedback!Ihr FeedbackAnzeige