HomePolitikMarzahn-Hellersdorf: Darum schließt die Kaulsdorfer Buchhandlung nach 30 Jahren Kindheitstraum zweier Geschwister: 30 Jahre später schließt die Kaulsdorfer Buchhandlung Die Kaulsdorfer Buchhandlung in Marzahn-Hellersdorf wurde vom Eigentümer „rausgeekelt“. Vorübergehend ist eine neue Bleibe gefunden, doch im Juli muss der Laden dichtmachen.Jule Damaske20.04.2025 07:23 UhrDie Kaulsdorfer Buchhandlung in Marzahn-Hellersdorf wird noch in diesem Jahr schließen.Jan Woitas/dpaDie Kaulsdorfer Buchhandlung in Marzahn-Hellersdorf ist aus einem Kindheitstraum entstanden. Schon als er klein war, spielte der spätere Inhaber des Ladens mit seiner Schwester „Buchhandlung“. Namentlich möchte er nicht genannt werden, denn es geht ihm um seinen Laden – nicht um sich als Person. „Ich war eigentlich im Handel tätig“, erzählt er der Berliner Zeitung. „Doch nach der Wende gab es viel leere Fläche. Dann kamen meine Schwester und ich darauf, unseren Kindheitstraum zu erfüllen.“ 1994 gründeten die Geschwister die Kaulsdorfer Buchhandlung.Seine Schwester ist vor einigen Jahren verstorben. Seitdem führt er den Laden alleine, unterstützt von seiner Mitarbeiterin Catrin Schindler, die seit zehn Jahren dabei ist. „Das ist schon ’ne lange Zeit, aber an derselben Stelle geht es nicht mehr weiter“, sagt der Inhaber. Im Juli wird die Buchhandlung nach über 30 Jahren schließen.„Wir wurden rausgebaut, kann man so sagen.“ Vor eineinhalb Jahren wird das Haus an der Heinrich-Grüber-Straße 9 verkauft. Der neue Eigentümer will renovieren und stellt dabei fest: Das Gebäude ist sehr marode. Also wird gebaut, abgerissen, gehämmert, Putz abgeklopft – und die Mitarbeiter des Buchladens müssen feststellen, so lassen sich keine Bücher verkaufen. „Wir sind deshalb zeitig weggegangen“, sagt der Inhaber.Seine Mitarbeiterin Schindler sagt, sie wurden „über Wochen hinweg rausgeekelt“. „Wenn der Eigentümer kündigen will, dann war es das halt. Die Kultur ist dann einfach mal weg“, sagt sie. Kaulsdorfer Buchhandlung zieht kurzfristig zu SPD-Abgeordneten Ein Umzug wurde notwendig. Kurzfristig konnte die Buchhandlung in den Räumen eines Abgeordneten untergebracht werden. Mehrere Tausend Bücher mussten transportiert werden. Nun befindet sich der Laden vorübergehend in dem von SPD-Politiker Jan Lehmann gemieteten Haus, einem Gebäude an der Buswendeschleife am S-Bahnhof Kaulsdorf. Im oberen Stockwerk befindet sich sein Abgeordnetenbüro. Im Erdgeschoss werden seit kurzem Bücher verkauft – von Belletristik, Krimis, über Kinder-, die neusten Sachbücher bis hin zu Comics. Auch Kunstkarten, Kinderspielzeug und Spiele werden angeboten.Öffnungszeiten der Kaulsdorfer Buchhandlung am neuen Standort• Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr • Samstag von 10 bis 13 Uhr „30 Jahre wurden hier gut Bücher verkauft“, sagt Mitarbeiterin Schindler, die nebenbei als Musikpädagogin auf Honorarbasis arbeitet. „Eine Goldgrube ist es nicht, aber eine sehr, sehr schöne Arbeit.“ Schindler wird dieses Jahr 60 und ist anders als der Inhaber noch nicht im Rentenalter. „Alleine kann ich das nicht stemmen“, sagt Schindler. Gerade bei kleineren Läden müssten sich Menschen zusammentun, damit eine Person die finanzielle Last nicht alleine trägt.Für den zehn Jahre älteren Inhaber „kommen mehrere Sachen zusammen“. Es gebe zwar genug leere Flächen, die infrage kommen würden, „aber das ist nicht der Preis, den wir mal gezahlt haben. Und ich will nicht noch mal bei null anfangen“. Kaulsdorfer Buchhandlung schließt: „Kunden erschüttert“ Seine Mitarbeiterin Schindler versichert: „Wir sind in Kaulsdorf gut verwurzelt.“ Jetzt, wo man vor dem Aus sei, würden sie es besonders spüren. „Es gibt Kunden, denen ist die Kinnlade runtergeklappt als sie erfahren haben, dass wir schließen. Die sind erschüttert“, sagt Schindler. Das sei ein tolles Zeichen, aber es mache sie auch fertig. „Der Rückhalt und die Empathie der Leute zeigt, dass wir hier wirklich etwas hinterlassen haben.“Die neuen Räumlichkeiten werden nun zwar gut angenommen, aber sie sind wieder nur für einen begrenzen Zeitraum. Nach wie vor kommen viele Stammkunden, die beraten werden wollen, Menschen, die Empfehlungen von Familienmitgliedern und Freunden folgen und Leute, die seit Jahrzehnten vorbeischauen. „Man ist ja manchmal wie eine Therapeutin für die Kunden“, sagt Schindler.Typisch Berlin: Warum eine erfolgreiche Buchhandlung nach 28 Jahren schließen mussBerlin27.09.2024Feuer im Bürgergarten in Hellersdorf: „Zerstörung des Tiny Houses trifft hart“Bezirke15.04.2025 Lesen Sie mehr zum Thema PolitikSPDKulturMarzahn-HellersdorfKaulsdorfBezirkeBauen & Wohnen

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