HomeBerlinPro zur Anwohner-Entschädigung an der A100: Bitte keine Neiddebatte! Pro zur Anwohner-Entschädigung an der A100: Bitte keine Neiddebatte! 450 Haushalte erhalten eine Entschädigung für eine Woche Lärm. Statt sich über Verschwendung aufzuregen, sollte dafür gekämpft werden, dass dies zum Standard wird.Jens Blankennagel15.04.2025 13:33 UhrDer Abriss der Ringbahnbrücke an der A100: Macht nicht nur Dreck, sondern auch viel Lärm.Benjamin Pritzkuleit/Berliner ZeitungWer den allerbesten Standort für ein Wohnhaus sucht, kann einer ganz einfachen Regel folgen, egal, ob auf dem Lande oder in einem Großstadtmoloch wie Berlin: Die Grundstücke in der ersten Reihe sind oft doppelt so teuer wie die in der zweiten. Allerdings gilt dies nur bei Wassergrundstücken, weil ein Haus am See nun mal für Ruhe, Entspannung und Luxus steht. Wenn das Haus allerdings in der ersten Reihe am Autobahnkreuz Funkturm steht, wird aus einer A+++Lage ganz schnell eine C—Lage wegen Hunderttausender vorbeirasender Fahrzeuge pro Tag.Deshalb ist es auch nicht ganz fair, wenn nun eine Neiddebatte entbrennt. Wegen der Abrissarbeiten der Ringbahnbrücke an der A100 können 450 Haushalte nun eine Art Lärmentschädigung beantragen: 100 Euro pro Nase und Tag, für sieben Tage, macht insgesamt etwa 650.000 Euro.Abriss der A100-Brücke: Jetzt sorgen sich Ingenieure um benachbarte BrückenBerlingesternMarode Autobahn in Charlottenburg: So schnell geht der Abriss der A100-Brücken voranBerlin13.04.2025 16 Autospuren vor dem Schlafzimmer und fünf Bahngleise Das klingt vielleicht viel, trotzdem sollte niemand in kleine grüne Neidgefühle verfallen: Das lohnt sich nicht. Diese Entschädigung ist den Leuten zu gönnen, auch wenn es natürlich unfair ist gegenüber all jenen, die an den ungezählten anderen Baustellen dieser Stadt leben müssen und die nicht weniger genervt werden, aber eben kein Geld bekommen. Bildstrecke Die Brücke der A100 über der Ringbahn wird mit Abbruchzangen und Hydraulikhammern abgerissen.Christoph Söder/dpaArbeiter betrachten den Fortschritt der Abrissarbeiten.Christoph Söder/dpaWährend der Arbeiten an der Ringbahnbrücke der A100 kommt schweres Gerät zum Einsatz.Christoph Söder/dpaEinige Baggerschaufeln sind sogar größer als ein Mensch.Tobias Schwarz/AFPStatt Autos sind auf der Brücke nun Schuttberge zu sehen.Benjamin Pritzkuleit/Berliner ZeitungZahlreiche Bagger sind auf der Baustelle am Werk.Sören Stache/dpaGegenüber vom ICC wurde bereits ein erstes Teilstück der Autobahnbrücke der A100 abgerissen.Benjamin Pritzkuleit/Berliner ZeitungDie Abrissarbeiten sind in vollem Gang.Benjamin Pritzkuleit/Berliner ZeitungInnerhalb kurzer Zeit soll die komplette Brücke abgerissen sein.Benjamin Pritzkuleit/Berliner ZeitungAus der Autobahnbrücke im Berliner Westen ist inzwischen eine riesige Baustelle geworden.Hannes P. Albert/dpa1 / 10Grundsätzlich sollten Neidgefühle nur dann aufkommen, wenn jemand in der ersten Reihe am See wohnt, aber nicht bei der ersten Reihe an der meistbefahrenen Kreuzung Deutschlands. All jene, die nun laut klagen: Ich bin doch auch ständig genervt vom Lärm in dieser verdammten Stadt, sei gesagt: Wir alle leben freiwillig hier.In der tiefsten Provinz sind noch Wohnungen frei, sogar bezahlbare. Wir aber wollen hier leben, weil wir Berlin geil finden. Also dürfen wir nicht nur die positiven Seiten unserer Entscheidung genießen – das riesige Angebot an Kultur, Gastronomie und an Verrücktheiten aller Art –, sondern müssen leider auch mit den negativen Konsequenzen leben: dem Lärm, dem Dreck, der Kriminalität.Und natürlich sollten wir uns über all die negativen Seiten so oft und so laut wie möglich aufregen, sollten so viel wie möglich daran ändern und unser Lebensumfeld damit schöner gestalten. Aber wir sollten nicht neidisch sein auf ein paar Leute, die Geld bekommen, weil sie in baulärmlauten Gegenden wohnen, in die wohl die allermeisten nicht freiwillig ziehen würden – oder will jemand gern in einer Wohnung leben an einer 500 Meter breiten Schneise mit 16 Autospuren und fünf Bahngleisen?Kontra zur Anwohner-Entschädigung an der A100: Eine dreiste Verschwendung von Steuergeld!Von Marcus WeingärtnerBerlinvor 3 Std.Denn entscheidend bei diesem warmen Geldregen ist doch: Auch, wenn die Leute, die nun Geld bekommen, diese 100 Euro pro Nase und Tag längst verprasst haben, ist der Lärm vor ihrem Schlafzimmerfenster noch immer da: in den kommenden zwei Jahren erst mal als zusätzlicher Baulärm, dann wieder nur der Krach von täglich ein paar Hunderttausend Autos.Wie sagen die Kölner so schön: „Man muss auch gönnen können.“ Und außerdem wäre es doch viel besser, dafür zu kämpfen, dass solche Entschädigungen durch Baulärm zum neuen Standard in dieser Stadt werden. Lesen Sie mehr zum Thema BerlinDebatteA100KulturAutoWohnenBauen & Wohnen

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