HomeBerlin160.000 Menschen bei „Brandmauer“-Demo in Berlin: Polizei muss Mann in AfD-Trikot aus Menge eskortieren 160.000 Menschen bei „Brandmauer“-Demo in Berlin: Polizei muss Mann in AfD-Trikot aus Menge eskortieren „Aufstand der Anständigen“ am Sonntag vor dem Reichstag: Bevor der Demonstrationszug zur CDU-Zentrale aufbrach, musste ein Störenfried von Ordnungskräften gerettet werden.Alexander Reich02.02.2025 17:25 UhrDer Zustrom riss nicht ab – 160.000 demonstrieren in Berlin gegen rechtsMaurice Weiss/OstkreuzUm die 100.000 Menschen drängten sich am Sonntagnachmittag auf der Reichstagswiese. Und der Zustrom vom Brandenburger Tor riss nicht ab. Die Veranstalter zählten am Ende 250.000 Demonstranten, nach Polizeiangaben waren es 160.000. Die Mobilisierung der Mitte gegen eine Politik mit Stimmen der AfD kann als gelungen betrachtet werden.Bevor die Demonstration zur CDU-Parteizentrale zog, ging es bei der Auftaktkundgebung recht hoch her. Ein einzelner älterer Herr im AfD-Trikot wurde so lange mit „Nazis raus!“-Rufen bedacht, bis die Polizei ihn wegführte. „Hilfe!“ – hatte er gerufen, auf einen Krückstock gestützt.Auf seinem T-Shirt stand „Deutschland: Abgewirtschaftet, unsicher, Rentner verarmt – und Sie wählen immer noch die Altparteien???“ Das wollten sich viele so nicht fragen lassen. „Es gibt keinen Dialog mit Nazis!“ rief eine aufgebrachte Dame. „Aus! Ende!“ Neben ihr murmelte einer ironisch: „Ein Hoch auf unsere Polizei.“Der Mann mit AfD-Shirt und KrückstockMaurice Weiss/OstkreuzDie Kante gegen die AfD hätte in der Menge kaum klarer sein können. Auf manchen Schildern wurde ein Verbot gefordert. Auf anderen hieß es cool „Auf keinen Fall, Digga!“ – drei Anfangsbuchstaben gefettet.Wieder andere erklärten auf Umzugskartons an Stäben, es sei „5 vor 1933“. Oder zogen personelle Analogien: „Merz = von Papen“. Es gab auch Beleidigungen unterhalb der Gürtellinie: „Racism is small dick energy“.Erster Redner war der frühere EKD-Vorsitzende Heinrich Bedford-Strohm. Beeindruckt von der Menge, zitierte der Theologe aus der „hebräischen Bibel“: „Die Fremdlinge sollt ihr nicht unterdrücken, denn ihr seid selbst Fremdlinge gewesen in Ägyptenland.“ So stehe es im 2. Buch Mose.Nun aber, fuhr Bedford-Strohm fort, gerieten Menschen, die täglich in Krankenstationen und Pflegeheimen schufteten oder Toiletten putzten, nach „schrecklichen Anschlägen“ unter Verdacht – nur wegen ihrer Hautfarbe. An dieser Stelle gab es großen Applaus. Kindliche Schmerzen und übererfüllte Hoffnungen Auch von Pascal (20). Er war mit seiner Freundin aus Sachsen angereist und trug eine rosa Coronamaske, auf die er „Fuck AfD“ geschrieben hatte. Man müsse „Zusammenhalten gegen das rechte Pack“, erklärte er der Berliner Zeitung.Demo „gegen Hass und Hetze“ https://t.co/pbFWfNVS12— Johannes Winkel (@johwinkel) February 2, 2025Neben den beiden wurde für Robert Habeck geworben. Daneben hielt ein Achtjähriger, der mit seiner Mutter gekommen war, ein selbstgemachtes Schild in die Höhe: „AfD – tut mir weh“.Anders als dieser Junge waren die zwei Frauen mit gebastelten Pappkärtchen an den Mützen auf jeden Fall aus freien Stücken hier. „Fritz, hör auf Mutti“, stand auf einem Kärtchen. „Fuck AfD + CDU“ auf dem anderen. „Schlimmstenfalls“ ließe sich Merz von der AfD zum Kanzler wählen, erklärte eine der beiden, Marion (62). Sie seien hier, weil das verhindert werden müsse. Und würden nun hoffen, dass es so voll werde wie bei ähnlichen Demos am Vortag in Hamburg und Köln. Diese Hoffnung wurde übererfüllt.Es gab mehr Thermoskannen als Bierdosen in der wogenden Menge. Und nicht alle waren auf Krawall gebürstet. „Kompromisse statt Polarisieren“ stand auf dem Schild von Mario Schatter (61). Sie hätten „lange darüber nachgedacht“, erklärte der Psychotherapeut und Supervisor aus Weißensee. Es brauche in der Asylpolitik „europäische, globale Kompromisse“. Die ein „gemeinsames Wertesystem“ hätten, müssten „aufeinander zugehen“. Man könne nicht agieren wie „König Merz“.Zur Abwehr der AfD und wohl auch ihrer Wähler wurde nach der Rede von Bedford-Strohm eine Art Zauberkreis gebildet. Alle fassten sich an den Händen. Ob das „stabil“ und „warm“ wirke, fragte die Moderatorin von der Bühne herunter. Die Damen im mittleren Alter links und rechts von mir nickten lächelnd. Eine trug Handschuhe. Bildstrecke 160.000 Menschen nahmen laut Polizeiangaben an der Demo gegen rechts teilMaurice Weiss/OstkreuzAchtung, Montage! Plakat zur „Wiedervereinigung“ von CDU und AfDMaurice Weiss/OstkreuzMit so viel Andrang hatten die Organisatoren nicht gerechnet: Blick von der Bühne Richtung Potsdamer PlatzMaurice Weiss/OstkreuzIst gerade aus der CDU ausgetreten: Redner Michel Friedmann auf der ReichstagswieseMaurice Weiss/OstkreuzAntifas waren auch dabei, in der Menge aber eine MinderheitMaurice Weiss/OstkreuzMenge vor dem ReichstagsgebäudeMaurice Weiss/OstkreuzGekommen, um „das Schlimmste zu verhindern“: Marion (62, links) mit BegleitungMaurice Weiss/OstkreuzVon Polizisten aus der Menge geleitet: Mann in AfD-TrikotMaurice Weiss/OstkreuzUnd jetzt alle: „Wir sind die Brandmauer!“Maurice Weiss/OstkreuzArgumente sind anders (auf der anderen Seite steht „Ftzn Frtz“)Maurice Weiss/Ostkreuz1 / 10 Wir, wir, wir sind die Brandmauer! „Menschliche Kälte“ war ein Thema in der Rede von Bedford-Strohm gewesen, der aus einem Bauwagen in Mecklenburg angereist war. Es war aber auch tatsächlich kalt. Nun skandierten auf Aufforderung von der Bühne alle: „Wir, wir, wir sind die Brandmauer!“ – es sollte bis zum Adenauer-Haus der CDU zu hören sein. Vielen wurde es dabei warm ums Herz.Weitere Redner waren Klimaaktivistin Luisa Neubauer und der Publizist Michel Friedman, der aus der CDU ausgetreten war, nachdem diese am Mittwoch mit den Stimmen der AfD einen Antrag auf Zurückweisung von Migranten an den Grenzen durch den Bundestag gebracht hatte. Es sei ihm bei dem Austritt „gar nicht um den Inhalt des Antrags“ gegangen, erklärte er der Berliner Zeitung, sondern „darum, dass die CDU die Türen und Fenster nicht verriegelt hat und die AfD plötzlich als Beifahrer im Auto saß. Diese Entwicklung ist ein Bruch mit einer Tradition “.Eine ähnliche Demonstration fand am Sonntag in Bonn statt. Hier zählten die Veranstalter 12.000 Teilnehmer. Bundesweit waren nach Angaben der Kampagnenfirma Campact, die bei der Organisation der Kundgebungen den Hut aufhatte, am Wochenende knapp 700.000 Anti-AfD-Demonstranten auf den Straßen. Lesen Sie mehr zum Thema BerlinPolitikAfDCDUMitteEvangelische Kirche in DeutschlandPolizeiBrandenburger TorHeinrich Bedford-Strohm

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